Hallo Ihrs,
also, ich habe den "Hasso" am Freitag in Trier abgeholt. Es ist ein Schäfer-Rottimix, ein ganz hübscher Kerl. Anke, leider konnte ich kein Bild machen, denn es hat in Trier wie aus Kübeln gegossen. Ich war bis auf die Unterwäsche plitschnass, als ich mit dem Kerl im Auto losgefahren bin. Und beim Umladen haben wir ihn nicht aus der Box genommen, da er in unbekannten Situationen manchmal etwas unsicher ist und ich kein Risiko eingehen wollte, was Ausbüchsen angeht.
Ich habe Hasso zu Guido und Uli gefahren und Guido hat ihn dann weiter bis zum Treffpunkt mit der Pflegestelle gebracht.
Hasso wurde als Welpe von Leuten angeschafft, die eigentlich weder die finanziellen noch die zeitlichen Möglichkeiten für einen Hund haben. Und wohl eigentlich auch nicht das Interesse. Sie haben ihm nichts getan aber sie haben ihn vernachlässigt. Er lebte in einem ziemlich runtergekommenen Garten mit einer Möglichkeit, sich in einen ebenfalls runtergekommenen, kalten, feuchten Keller zurückzuziehen.
Dort lebte er sein ganzes junges Leben lang (ungefähr elf Monate). Er kam dort nie heraus und konnte keine Umwelterfahrungen sammeln. Auch bei Eiseskälte und bei Nässe hatte er kein warmes Plätzchen.
Sein großes Glück waren die wirklich lieben Nachbarn, das Ehepaar Kammerl, die sich von Anfang an um ihn kümmerten. Ihr Garten grenzt an den Garten, in dem Hasso lebte. Sie fütterten ihn, wenn sei Futter mal wieder zu spärlich und zu minderwertig ausgefallen war. Sie stellten ihm einen warmen Korb mit Decken hin. Sie dachten sich Beschäftigungsmöglichkeiten für ihn aus. Zum Beispiel bekam er morgens immer ein bisschen Futter in einer "Verpackung", die er erst "knacken" musste.
Die ganze Zeit über versuchten diese Nachbarn, die Besitzer zur Abgabe des Hunde zu überreden. Das klappte aber nie. Erst als die Besitzer wegziehen mussten und Hasso einfach dort ließen, hatten die Nachbarn eine Handhabe. Sie machten die Besitzer ausfindig, blieben trotz Wut im Bauch freundlich und ließen sich eine Abtretungserklärung unterschreiben. Eine diplomatische Lösung, oft besser und wirkungsvoler als der Weg mit dem Holzhammer.
Wiedermal interessant ist, dass weder Ordnungsamt noch das Veterinäramt Handlungsbedarf sahen. Obwohl sich die Beschwerden von Anwohnern häuften, weil Hasso in seiner Einsamkeit nachts oft bellte. Und obwohl Hasso zurückgelassen wurde. Schließlich wurde er ja versorgt...was will man mehr...?
Einmal jaulte Hasso in der Nacht sehr merkwürdig. Da kletterte Herr Kammerl mit einer Taschenlampe über den Zaun und fand Hasso, der sich mit seinem Halsband an einem Pfosten festgehakt hatte und Hilfe brauchte. Was, wenn Herr Kammerl nicht gewesen wäre???
Hasso hat übrigens ein sehr freundliches Wesen. Was wohl sicher auch daran liegt, dass er über den Zaun hinweg so viele positive Erfahrungen gemacht hat. Nicht nur Kammerls hatten immer was Nettes für ihn. Auch die Kinder der Nachbarschaft liebten Hasso und wenn gegrillt wurde, waren die Teller der Kids immer schnell leer, denn schließlich ging die erste Wursthälfte stets an Hasso. Deshalb ist Hasso auch ein Kinderfreund, was für seine Vermittlungschancen sicher nicht schlecht ist. Daher auch ein Dank an die Nachbarskinder.
Die Kammerls waren übrigens unglaublich lieb. Ich kam ohne einen Kaffee, ein Getränk für unterwegs und ein Handtuch für meine durchnässten Haare dort nicht weg

. Sie freuten sich einerseits, dass Hasso nun endlich eine Zukunft haben würde. Andererseits waren sie sehr traurig, dass sie ihn nun nicht mehr sehen würden. Sie hätten ihn gerne zu sich genommen aber sie haben eine alte, sehr kranke Husky-Dame (ebenfalls aus dem Tierschutz), die einen Jungspund wie Hasso nicht verkraften würde. Ihnen standen die Tränen in den Augen, als Hasso hinter Gittern in der Box saß.
Mich macht diese Geschichte wütend. Weil sie mal wieder zeigt, dass Menschen sich ein Lebewesen anschaffen können, ohne jemals Verantwortung dafür zu tragen. Und weil sich mal wieder ganz viele, die eigentlich hätten zuständig sein müssen, nicht zuständig fühlten.
Aber die Geschichte macht mich auch froh, weil es für Hasso noch gereicht hat. Weil er noch jung ist, weil er dank netter Menschen freundlich geblieben ist und weil er eine gute Chance auf ein tolles Leben hat. Und natürlich macht sie mich auch deshalb froh, weil ich die Kammerls kennen gelernt habe, die selbst nicht viel Geld haben und doch alles geben, wenn ein Tier Hilfe braucht. Hasso wurde von ihnen nur mit dem Feinsten versorgt. Sogar Lebertran und Vitamine haben sie sich während der Wachstumsphase für Hasso geleistet. Schön, dass sowas auch in der heutigen Zeit noch manchmal durch den Zaun zum Nachbarn hindurch möglich ist.
Liebe Grüße von Conny mit dem Hundevolk Ida, Tanika, Luna, mit den Samtpfoten Tau, Koks, Möbius und Leni
(und mit Pauline, Fussel, Sol, dem sprechenden Hut, Burgfräulein Bö, Jule, Taimi und Taiba, die eine wundervolle Spur in unseren Herzen hinterlassen haben)