Hund steigt nicht ins Auto ein- Input erwünscht

[gotamatoby]

Hallo, ihr Lieben
Ich könnte ein paar Denkanstöße gebrauchen.

Der 14 Monate alte Rüde aus Rumänien (kein BPchen) ist seit gut 4 Wochen nach etwa 2 Monaten Tierheimaufenthalt zu Bekannten gezogen.

Er lebt sich recht gut ein.

Was von Anfang an problematisch war, ist das Einsteigen ins Auto.

Was habt ihr unternommen, um eure Hunde vom Einsteigen zu überzeugen?

[Shiranja]

Es schön machen, schön füttern, schön spielen, schön liegen. Und herausfinden, welches Problem drunter liegt, wenn es nur das "Neue" ist, dann geht das ja relativ schnell, ähnlich dem Überwinden, wenn der Hund das erste Mal durch einen Türrahmen ins Haus durchlaufen muss. Falls aber ein Trauma geschehen ist mit dem Auto (Unfall, Übergriff etc.) würde ich lieber mit einer erfahrenen Hundetrainerin dran arbeiten.

[Nelly]

Bei Nelly habe ich auch einige Zeit gebraucht, mittlerweile geht sie ganz gerne rein Zuerst habe ich mich nur an das Auto gesetzt, dann in den Kofferraum. Sie war dabei immer an der 5m Leine, Heckklappe und die hinteren Türen immer offen. Meistens habe ich dabei gegessen... Eine Kiste ist auch nicht schlecht, damit der Hund nicht gleich "einsteigen" muss, um zu mir zu kommen, sondern erstmal nur den Kopf reinstecken kann (sie durfte auch immer wieder einen Rückzug machen, wenn ihr danach war). Als sie erstmal drin war, ging es eigentlich leicht: immer wieder Klappe zu, wieder auf, erst mit mir, dann ohne mich. Es hat einige Zeit gedauert, bis ich auch nur einen Meter gefahren bin..., dafür habe ich jetzt einen Hund, der freudig ins Auto springt, sobald ich die Tür öffne. Zeit und Ruhe ist das Wichtigste (und Fleischwurst natürlich )
Viel Spaß beim Üben!
Liebe Grüße

[dingo]

Ja genau...schön machen in allen Lagen.
Hab ich damals bei Dingo auch gemacht. Ich hatte es einfacher - ich konnte das Auto in den Stall stellen, Hund war frei, konnte hinlaufen wo er wollte. Vielleicht das Auto auf ein abgeschlossenes Grundstück stellen, Heck u. Türen auf. Inventar sozusagen....
Ich hab mich damals "lustig" spielend/redend/lobend ins Heck gesetzt. Dingo kam irgendwann rein, sprang wieder raus, wieder rein, Leckerchen bekommen, wieder raus, rein.....Bei ihm hats innerhalb 2 Tagen geklingelt. Ich hab das immer mit der Stallarbeit verbunden, Box ausmisten, Hund beschmusen, zum Auto gelaufen, reingesetzt....ging ganz schnell und fahren war dann gar kein Thema mehr zumal dabei dann auch andere Hunde dabei waren.

[doro]

Ich hab Elli grundsätzlich nur im Auto gefüttert und da sie so verfressen ist, hat es nicht lange gedauert da war das Auto ihr liebster Platz

[gotamatoby]

Danke für euren Input.

Reinsetzen, Spielie, Futter an der Ladekante, freundlich ermunternde Ansprache, kleine Erfolge belohnen klappen ein oder zweimal...
Bein nächsten Versuch 'bockt' er mehr als zuvor.
Es gibt also eher Rückschritte die letzten 3 Wochen.

Das Auto auf das Grundstück geht nicht, der Wagen steht aber vor dem Haus vor der Garage in einem ruhigen Wohngebiet. Kofferraum ist dann schon auf. Vorher eine winzige Gassirunde und dann ein beiläufiges Annähern ans Auto und Leckerchen im Kofferraum finden, geht ein oder zweimal, dann wird der Bogen ums Auto größer...

Anja, ich denke, es ist nicht neu für ihn, sondern nur extrem negativ belegt. Er WILL nicht ins Auto.
Kannst du aus der Ferne sagen, ob ein Zucken auf dem Rücken, wenn der Hund beim Leckerchen nehmen den Kopf leicht in den Nacken legt ( wie beim sitz üben), auf eine Schmerzreaktion schliessen lässt?
Er sollte sicher mal durchgecheckt werden...wenn man ihn zum Tierarzt oder zur Physio bekäme...

Doro, das ausschliesslich im Auto füttern wollte ich den Besitzern morgen vorschlagen.
Mal sehen, ob er dafür ins Auto geht.

[Bianca und Jill]

Huhu Anja,

das Zucken würde ich auf jeden Fall physiotherapeutisch abchecken lassen.

Wie groß und schwer ist der Hund? Meine Erfahrung ist, je weniger Bohai man darum macht, desto undramatischer wird es für den Hund.

Ich würde im Trockentraining das Signal "Weiter" aufbauen, desweiteren das Hochheben mit Ankündigung trainieren und nebenbei das Hopp auf einen Baumstamm etc., dazu sollte aber vorher abgecheckt werden, ob der Hund eine Rückenproblematik hat. Auch die Körperhaltung/Richtung des Halters spielt eine nicht unwesentliche Rolle dabei.

Gerne Weiteres per Telefon.

LG
Bianca

[gotamatoby]

Bianca, der Jung ist etwa 55cm bei ca 18 kg

Hochheben ist normal kein Problem, am Auto schon
Selbst ihn im Haus auf den Arm nehmen, zum Auto tragen, in den Kofferraum setzen ging...zwei mal...nach einem kleinen Spaziergang hat der Hund beim Hochheben ins Auto geknurrt und gebissen...

Physio werde ich ansprechen

[BirgitS]

Meiner erfahrung nach geht kein 'neuer' hund gerne in den kofferraum. Schon gar nicht zu anderen hunden. Ich habe es zuerst immer mit dem fussraum vor dem beifahrersitz versucht. Und ich setze mich dann auf den sitz. Wenn es mit leckerchen locken nicht geklappt hat hebe ich ihn vorsichtig rein. Die überwindung war immer sehr viel geringer für den hund. Ich mache da auch keine wissenschaft draus. Rein und gut ist. Und dann direkt ne längere strecke (ohne viele kurven) fahren ,am besten autobahn bis sich beim hund entspannung einstellt. Da meine hunde beim ersten autofahren dann direkten kontakt zu mir hatten hat es immer gut geklappt. Auch bei gasthunden die sonst nicht gern fahren oder spucken. Der geruch könnte auch eine rolle spielen, wenn schon andere hunde in diesem auto waren. Es gehört schon vertrauen dazu in ein fremdes 'revier' einzudringen. Und den rücken würde ich auch abklären lassen. Wenn es vorher geklappt hat und jetzt nicht mehr klingt es wirklich nach schmerzreaktion. Ich drücke die daumen für gutes gelingen.

[olganathan]

Selbst ihn im Haus auf den Arm nehmen, zum Auto tragen, in den Kofferraum setzen ging...zwei mal...nach einem kleinen Spaziergang hat der Hund beim Hochheben ins Auto geknurrt und gebissen...

Das könnte ja schon auch für Schmerzen sprechen, oder??

Evtl wäre eine Rampe ne Option??

Ich habe hier ja auch so einen Kandidaten (Babu) aber der hat keinen Streß beim Autofahren bzw. das Auto ist "negativ belegt" wie ihr so schön sagt, der ist eben einfach nur stur.

Inzwischen klappt es mit Kurzführer und lauten Antriebkommandos (komme wie vor wie ein Bauer, der sein Vieh in den Wagen treibt!!! ) ganz gut. Scheint er wohl so gewohnt zu sein...

Beim Neuankömmling mit deutlichen Warnungen würde ich auch erst einmal den Rücken röntgen oder von einer Physio den Hund untersuchen lassen!

Wenn er im Auto ist, wie verhält er sich dann?? Hat er Streß beim fahren???

Interessierte Grüße

Sonja & Co

[gotamatoby]

Sonja, der Babu ist doch nicht stur...er will nur nicht

Nach den Beschreibungen von Miro's Besitzern hechelt und speichelt er bei der Fahrt.
Als wir ihn vergangene Woche aus dem Haus direkt in den Kofferraum getragen haben, saß er, die Öhrchen aufmerksam nach vorne mit neugierigem Blick, im Auto.
DA war alles gut.
Ein Tag später auch.
Und nach dem kleinen Spaziergang wollte Herrchen ihn reinheben, da kam der Knurrer und der Biss. Er ist dann mit dem Hund zu Fuß nach Hause...

Birgit, die Besitzer möchten den Hund nicht gerne vorne im Auto haben, obwohl ich das auch ganz klar als gute Alternative sehe.
Auch fände ich eine lange Fahrt auf grader Strecke (Autobahn) prima, die Leute wohnen aber 15 min Kurvenfahrt davon entfernt.

Ich glaube wir haben uns bei dem Neuankömmling ziemlich verzettelt, weil am Anfang so viele
Dinge anfallen, die auf so ein Kerlchen zukommen und damit meine ich nicht Sitz und Platz lernen.

[BirgitS]

Ich würde auch auf dauer keinen hund vorne im auto haben wollen, aber zum einüben? Wasserfeste decke o.ä. auf den sitz wegen speicheln und leine am griff der beifahrertür festmachen. Alternativ fährt einer hinten mit drin bei ihm mit. Beisst er auch frauchen? Was war denn anders als ihr ihn ins auto getragen habt? Vielleicht braucht er einfach zwei leute. Mein arco konnte bzw. wollte nach dem spaziergang auch nicht hochspringen, er hatte cauda equina. Wenn er vorher nicht gelaufen ist und noch 'frisch' war ging es aber. Sowas wollen wir ja für den süssen nicht hoffen.

[gotamatoby]

Birgit, Frauchen wurde nicht gebissen, sie war bisher auch passiver Part.

Eben habe ich erfahren, daß Miro bereits bei der Fahrt vom Tierheim ins neue zu Hause starkes Meideverhalten am Auto gezeigt hat und partout nicht einsteigen wollte...aber musste.
Seine erste Fahrt hat er im Fußraum an Frauchens Beinen verbracht.

Der Anblick des Autos vor dem Haus löst seitdem Meideverhalten und Flucht aus.
Die freundlich gemeinte, etwas betuliche Ansprache der Halter hat das möglicherweise verstärkt. Jetzt ist 'Schnabel halten' angesagt.

Was anders war letzte Woche? Ich vermute der Überraschungsmoment.

Herrchen fährt nun allein in den Urlaub, Frauchen bleibt mit Miro zu Hause.
Auto ist tabu für die nächsten 3-4 Wochen. Gott sei Dank bleibt er gut alleine.

Es wird ein Markersignal aufgebaut. Kontaktaufnahme zum Auto im Vorbeigehen gemarkert, ebenso das hochheben mit Ankündigung an div. Orten geübt (Danke Bianca!)
Wenn das klappt, evtl Maulkorbtraining mittels Marker.

Hüpfen und springen kann Miro prima, deshalb wird der Physio- und Tierarzttermin vertagt, bis Miro mehr Vertrauen aufgebaut hat.

Das war bisher sehr hilfreich mit euren Ideen. Vielen Dank dafür. Es hilft sortieren.

[Christa]

Das ist zu viel auf einmal. Die Übung muss in kleine Teilschritte aufgebaut werden, also:

1. Nicht sofort INS Auto, erstmal nur den Bereich um das Auto herum positiv belegen - lange lange Zeit. Vielleicht auch schon den Weg dahin und NICHT einsteigen, der Weg zum Auto muss ohne den Plan ins Auto steigen zu müssen, besetzt sein.

2. Wenn DAS gut funktioniert, üben "wir machen die Kofferraumklappe auf, aber wir steigen NICHT ein". Auch diese Situtation positiv besetzen, bis sie vollkommen normal ist.

3. Erst dann mal ein Leckerchen IN das Auto werfen und suchen lassen usw. usw.....

Wenn irgend möglich im Augenblick noch nirgendwo mit dem Hund hinfahren. Er soll die Entscheidung das Auto einzusteigen selbst fällen, gerade wenn er Angst vor dem Auto hat, empfindet er das Hochnehmen als extreme Bedrohung. Das Vertrauensverhältnis zum Menschen ist defintiv noch nicht da und das kann auch noch dauern.....

Falls sich das Hereinheben gar nicht vermeiden lässt, würde ich mir einen Maulkorb bereit legen, damit sich die Angst-Gewalt-Angst-Spirale nicht hochschaukelt und festigt. Aber besser ist, erstmal nicht zu fahren, sondern ganz oben anzufangen. Er soll sich freuen, wenn es nur in Richtung Auto geht und er soll sich freuen, wenn die Klappe aufgeht, das Autofahren ist das Endziel und muss langsam aufgebaut werden. Er hat lange Zeit seines Lebens mit der Angst gelebt und er wird eine entsprechend lange Zeit brauchen, diese Angst abzulegen. Verhaltensänderungen sind immer eine Sache der Zeit und viel Geduld.

Und noch zwei wichtige Tipps:

4. Regelmäßig einen Hund dazu holen, der gerne ins Auto steigt, die Gruppendynamik könnte dazu führen, dass der Hund quasi ohne Nachzudenken hinterherspringt,

5. Wenn er denn alleine hineinspringt oder auch schon vorher, den Hund NICHT anschauen, ihm den Rücken zudrehen. Das hat bei meinem Rumänen nach 10 Wochen den Durchbruch gebracht. Ich war völlig verzeifelt und dabei dachte er nur, er dürfte sich das Leckerchen nicht holen, solange ich ihn anschaue.....


LG und viel Erfolg

Christa

[Christa]

P.S.
Am Besten übt man den Weg zum Auto, indem man grundsätzlich auf dem Gassiweg dorthin einschlägt und dann irgendwann einfach die Klappe aufmacht. Es gibt was zu futtern, dann macht man die Klappe wieder zu und geht spazieren. Nach einiger Zeit sollte der Hund dann automatisch am Auto anhalten und darauf warten, dass die Klappe aufgemacht wird und er sein Leckerchen bekommt.

Sollte der Hund am Auto nicht fressen wollen, auch mal probieren, den Rücken zuzudrehen, damit keine Erwartungshaltung aufgebaut wird und das Anschauen ihn verunsichert.

Als unser Fiete perfekt ins Auto einsteigen konnte und ich nicht mehr am Auto anhielt um die Klappe aufzumachen, war er völlig gefrustet....