by ilona scheidt » Thu 23. Nov 2006, 07:49
Es ist sicher nicht ganz leicht, für "Hunde-Anfänger" die Aufnahme eines ehemaligen Straßenhundes mit ihren Folgen abzuschätzen...die Leute sind ja oft so voll guten Willens, sie wollen ihre Tierliebe nun endlich ausleben, dem "armen geschundenen Geschöpfchen zeigen, daß es Liebe und Fürsorge " gibt - und werden oft erst einmal zurückgewiesen - das kränkt einfach und man kann gar nicht umhin, es zunächst einmal völlig persönlich zu nehmen - und Kränkung der eigenen Eitelkeit nimmt auch nicht jeder gut auf. Vor allem, wenn einer dann ja schon mal einen Welpen mehr oder weniger erfolgreich aufgezogen hat oder eben einen anderen, nicht so geprägten Hund hatte.
Dazu kommt, daß das im voraus schon völlig idealisierte Hundi vielleicht erst mal in einer Stillen Ecke hinter dem Sofa sitzen will, fressen will ohne daß man ihm zuguckt oder - wie Cloudy anfangs -nach jedem Pinkeln hektisch aufspringt, weil es zuvor im Zwinger beim Lösen gleich gemobbt wurde.
In grauer Vorzeit habe ich mal einen Platz für einen Hund gesucht, da sagte mir eine potentielle Interessentin, daß sie aber keinen Hund wollte, der erst mal trauert - OK, das wars dann....
Dann muß man auch als "neue Adoptiveltern" uU erleben, daß sich der Hund eine andere als die gedachte Bezugsperson aussucht - auch kränkend....daß der Hund anfangs zurückweicht, wenn man ihn anfaßt - auch kränkend....
Der Frust, der sich dann uU aufbaut, führt zu Spannungen und damit zu neuen Ängsten beim neuen Hund - auch kränkend...
dann pinekelt der neue Hund eventuell dahin, wo es für ihn sicher ist - ermüdend....
und dazu kommen dann noch vielleicht alle die Dingen, an die man nie gedacht hat, wie nicht alleine bleiben, Beißen usw.....
Und das Lob der Umwelt über das eigene vorbildliche Verhalten läßt auch mal nach...
Und manchmal "paßt" es einfach nicht von der Chemie her- Profis wissen das, gutwillige Neulinge oft nicht.
Und ganz zum Schluß kommt noch vielleicht, daß einem das Verhalten des Hundes Seiten bei einem selbst aufzeigt, die man lieber nicht gewußt hätte. Der Täter nimmt einem Opfer ja auch oft übel, daß "es ihn so weit gebracht hat"....zB "wenn es nicht dauernd geweint hätte....."
Es ist nicht jedermanns Sache, einen ängstlichen Hund erst mal kommen zu lassen nicht jeder kann die kleinen Anfragen und zarteh zeichen des Hundes lesen, nicht jeder ist glücklich, wenn der Hund erst nur mal ein wenig gefressen hat, wenn sich das Gesichtchen aus der Ecke in den Raum richtet.
Nicht jeder fühlt sich dabei wohl, den Hund ruhig und fest anzupacken, ihm ruhig und ohne Spannung zu sagen "das muß jetzt " (Baden, Leine usw.) und zu begreifen, daß klare ruhige Ansagen besser ankommen als Gesülze wie "du brauchts doch keine Angst haben"--denn die hat er.
Ist jetzt lang geworden. sorry, ich laß es trotzdem .Dafür schreib ich ja sonst nicht so viel....
Ilona