by Constanze Haag » Wed 3. Feb 2016, 12:26
Nun ist es schon einige Wochen her, dass ich nach Rumänien geflogen bin und dort auch einen Abstecher in die Pension gemacht habe. Noch immer bin ich euch einen Bericht schuldig, wiedermal folgte nach meinem Besucht soviel Kram in Deutschland, dass es viel zu lange gedauert hat. Nun habe ich meinen Besuch in der Pension mal aufgeschrieben. Ich war mit ute von TiNO unterwegs.
Am Tag nach unserer Ankunft in Rumänien besuchten wir die Pension bei Bukarest, wo zu dem Zeitpunkt noch 43 der von uns übernommenen Hunde aus Slatina untergebracht waren. Leider war an diesem Tag das Wetter sehr unvorteilhaft. Es hatte über Nacht eine dicke Schicht ganz feinen Neuschnee gegeben. Dazu herrschte ein sehr starker, eiskalter Wind. Nachdem wir etwa eine Stunde von Bukarest zur Pension über zugeschneite Land- und Dorfstraßen gefahren waren, erwartete uns dort bereits der Betreiber Ionut zusammen mit seiner Frau und einem Arbeiter. Zusammen mit Roxana, einer sehr lieben Tierschützerin zeigten sie uns gleich „unsere“ Hunde.
Ein Großteil der Hunde ist durch die schreckliche Zeit in Slatina heftig traumatisiert und drückte sich ängstlich in die Hütten, als wir die Zwinger betraten. Dummerweise begleitete uns in netter Absicht das ganze Pensionskomitee, wodurch es unmöglich war, zu den Angsthasen vorsichtig Kontakt aufzubauen. Auch vernünftige Bilder waren in dieser Situation unmöglich, zumal der starke Eiswind uns den Pulverschnee gnadenlos in die Augen und vor die Kamera wehte. Aber immerhin trafen wir auch einige fröhliche Hunde an, die uns mal wieder wie ein Wunder vor Augen führten, dass es Frohnaturen gibt, die sich auch durch eine schreckliche Zeit und furchtbare Behandlung durch schlechte Personen, das Vertrauen in die Menschen nicht nehmen lassen.
Wir durften feststellen, dass die meisten Hunde schön zugenommen haben. Einige haben sogar eine richtige Speckschicht angesetzt. Dennoch gibt es leider noch immer ca. 10 extrem dünne Hunde, die zudem unter starken Hautproblemen leiden. Für diese galt es eine Lösung für die Zukunft zu finden, worüber ich an späterer Stelle noch schreiben werde. Futter war für alle Hunde im Zwinger, als wir dort waren und das Team erklärte uns auch, dass sie einige Hunde umgesetzt hatten, damit die Konstellationen besser waren. Die Zwinger sind geräumig, sauber, mit Sägemehl ausgestreut und es stehen ausreichend Hütten für alle darin, die bei Kälte mit Stroh gefüllt werden. Die Zwinger sind weit überdacht und durch feste Rückwände ist ein recht guter Wetterschutz vorhanden. Natürlich hatte ich die ganze Zeit die, inzwischen durch Meli und Sabine voll gut ausgeklügelten, Gehege im Tierheim in Miercurea Ciuc im Hinterkopf und hätte daher noch viele Verbesserungsvorschläge gehabt. Doch dies stand uns bei einem solchen Besuch erstmal noch nicht zu. Außerdem waren wir eigentlich sehr zufrieden mit dem, was wir sahen. Wie gut diese Anlage eigentlich einzuschätzen ist, sollten uns dann nochmal einige Tage später verdeutlicht werden, als wir weitere „Tierheime“ besuchten.
Der Aufenthalt in der Pension sollte letztlich aufgrund der äußeren Umstände ein Blitzaufenthalt bleiben. Wir zogen in einem ziemlichen Eiltempo von Gehege zu Gehege, machten knappe Fotos zum Zweck der Bestandsaufnahme und fertigten kurze Notizen an. Dabei entdeckten wir dann noch an einem unserer Hunde ein Stickersarkom (Bakari) und ein Augenproblem (Ivana). Für Bakari besprachen wir die Behandlung in der Pension, für Ivana sollten wir später noch eine andere Lösung finden.
Völlig durchgefroren setzten wir uns nach einigen Stunden wieder ins Auto und es ging wieder zurück Richtung Bukarest. Auf dem Weg hielten wir in einem Dorf, um dort Romeo und Vera kennenzulernen. Die beiden arbeiten schon lange Zeit als Tierschützer mit Roxana zusammen. Sie haben ein Educationprogramm für Schulen zum Thema Straßenhunde entwickelt und auch Kastrationsaktionen werden von ihnen regelmäßig organisiert. Roxana wusste von uns, dass wir dringend jemanden einstellen wollten, der gut mit Hunden umgehen kann und diese mehrmals in der Woche in der Pension besucht. Unser Gefühl war es, dass sie einfach noch mehr Aufmerksamkeit benötigen, damit sie ihre Ängste irgendwann einmal ablegen können und damit es jemanden gibt, der auch ihre physischen Belange mehr im Blick hat als der Pensionsbetreiber dies bei so einer großen Anzahl von Hunden leisten kann. Roxana hielt Romi für eine geeignete Person und wollte uns daher gerne bekannt machen. Bei Vera und Romi zuhause angekommen, staunten wir erstmal nicht schlecht. Sie leben in einem großen Haus inmitten des Ortes und mit ihnen leben ca. 20 Hunde. Obwohl ihr Haus aus finanziellen Gründen in vielen Bereichen im Zustand eines Rohbaus verblieben ist und obwohl dort so viele Hunde leben, war alles sehr aufgeräumt, sehr sauber und gemütlich. Bei heißer Suppe und Kaffee an einem gemütlichen Ofen berichteten uns die beiden von ihrem Leben mit den Hunden und ihren verschiedenen Projekten. Viele der Hunde haben schlimme Dinge erlebt, sind fremden Menschen gegenüber sehr skeptisch. Sie alle kuschelten sich vertrauensvoll auf dem Sofa an Romi und Vera und irgendwie wusste ich in dem Moment gleich: Romi ist der Richtige für den Job in der Pension. Wir besprachen uns dazu noch eine Weile und stellten auch da fest, dass wir in den relevanten Punkten übereinstimmten. Romi besucht nun also schon seit meinem Besuch regelmäßig die Pensionshunde. Er hat eine Liste der noch zu dünnen Hunde erstellt und für diese Gruppe haben wir nun Spezialfutter geordert. Romi füttert die dünnen nun morgens mit dem Spezialfutter, nachmittags und abends werden sie dann nochmal regulär vom Betreiber gefüttert. Ivana, die ja ein Augenproblem hat, hat Romi zu sich nachhause genommen. So kann er gewährleisten, dass sie 6 x am Tag ihre Augenbehandlung bekommt. Leider hat sich nun aber rausgestellt, dass der Augeninnendruck noch immer erhöht ist. Der behandelnde Tierarzt möchte sie nun gerne noch zu einem Spezialisten schicken. Es kann aber sein, dass ihr Auge entfernt werden muss. Ivana ist eine herzensgute, sehr freundliche und anhängliche Hündin. Ein Riesenschatz. Ich drücke ihr die Daumen, dass zumindest das zweite Auge gesund bleibt.
Nach dem netten Nachmittag bei Romi und Vera verabschiedeten wir uns zur nächsten Station. Bukarest, Tierarztpraxis von Dr. Marian Dorobantu. Hier waren zwei Hunde untergebracht, die in der Pension schon eine Weile sehr schlecht dran waren. Da hatten wir einmal den Motu, einen sehr alten Mioritic-Mix, dessen hohes Fieber und schlimmer Atemwegsinfekt sich in der Pension einfach nicht mehr in den Griff bekommen ließ. Als er vor Schwäche kaum noch stehen konnte, brachte ihn Roxana in die Klinik zu Marian. Begleitet wurde er von Molda, einer recht großen Wuscheldame, der es ebenfalls schlecht ging und die, wie sich bei Marian herausstellte, unter Herzwürmern litt. Beide wurden von Marian auf passende Medikamente eingestellt und hatten sich zum Zeitpunkt unseres Besuchs schon gut erholt. Ute verfiel dem Charme von Molda augenblicklich und auch Motu schaffte es durch seine sanfte Art, Ute ein Direktticket zu TiNO aus der Tasche zu ziehen. Sofort wurden Fotos an den Rest vom Odenwälder Team gesendet und schon kurze Zeit meldeten sich mit einem „Bling“ die ersten Pflegestellenangebote über Utes Handy. Stellvertretend für Motu und Molda grinste ich von einem Ohr zum anderen und freute mich wie ein Schneekönig.
Marian arbeitet unter der Woche zusammen mit zwei Kolleginnen in seiner Praxis und am Wochenende ist er immer wieder für Kastrationsaktionen im Einsatz. Roxana ist sehr begeistert von seiner OP-Technik und seiner Sorgfalt und auch wir hatten das Gefühl, in ihm einen echten Tierschutztierarzt kennenlernen zu dürfen. Schade, dass Bukarest so weit weg ist von Miercurea Ciuc, denn eine Zusammenarbeit bei einer unserer Kastrationsaktionen wäre vielleicht eine schöne Angelegenheit.
Diese dritte Station sollte an diesem Abend dann auch unsere letzte gewesen sein. Wir schafften es gerade noch zu einem tollen libanesischen Restaurant zusammen mit Roxana, um danach ziemlich platt in die Federn zu fallen.
Liebe Grüße von Conny mit dem Hundevolk Ida, Tanika, Luna, mit den Samtpfoten Tau, Koks, Möbius und Leni
(und mit Pauline, Fussel, Sol, dem sprechenden Hut, Burgfräulein Bö, Jule, Taimi und Taiba, die eine wundervolle Spur in unseren Herzen hinterlassen haben)