Jetzt aber ma die versprochene Story von dem entführten Dackelwackel

Letzten Freitag war’s als ich unüblicher weise anders nach Hause gefahren bin als sonst. Da ich morgens das letzte Katzenfutter aus der Dose kratzte, musste ich nach der Arbeit schnell einen kleinen Umweg nehmen. Denn die Vierbeiner’s haben eine innere Uhr und wissen wann der Dosenöffner daheim antanzt. Wehe wenn dann nicht gleich das Mahl kredenzt wird. Katzenkonzert wäre ja noch schön, aber ich darf mir eher ein Katzengejammer anhören. So fahre ich also gemächlich die Bundesstraße entlang und seh oben schon vom Buckel auf meiner Fahrseite eine Autoschlange. Na prima „Stau“ denkste dir. Um Einse lauf ich immer mit Verena und den Hunden. Aber die Schlange bewegte sich, wenn auch langsam aber immerhin. Als ich den Buckel so runter tuckerte und der Mülldeponie näher kam traute ich meinen altersschwachen Augen kaum

Auf der gegenüberliegenden Fahrbahn kam mir ein weißer Sprinter entgegen und vor ihm dackelte gemütlich des Weges ein Dackel mit Halsband und Leine, nur das Leinenende fehlte. Hinter dem Sprinter zog sich eine ewig lange Autoschlange. Ich kurzerhand ne Vollbremsung hingelegt. Wo zum Henker ist der Knopf für die Warnblinkanlage? Ein Glück das die wichtigsten Teile im Auto immer ROT angemalt sind. Hops aus dem Auto... will der Hintermann doch glatt überholen. Denkste Puppe, ich suizidgefährdet wie ich bin stell mich mit ausgetrecktem Arm mitten auf die Fahrbahn. Setz meinen gefährlichsten Blick auf und signalisiere ihm STOPP Pursche… Da stand ich dann nu. Der Sprinter und seine Schlange ebenfalls und auch der Dackel sah etwas irritiert aus dem Fell. Wir musterten uns, ich ging langsam auf ihn zu und hörte wie es in seinem Kopf anfing zu rattern und er nach einer Fluchtmöglichkeit sucht. Da macht der kleine Knopf kehrt und zum Glück haben zwei Männer hinter dem Sprinter geistesgegenwärtig die Tür geöffnet um dem Dackel die Flucht zu beschweren. Der eine Mann trat beherzt auf die Leine. Das Dackelchen machte vor Schreck einen Sprung auf die Seite, quietschte lief aber dann brav mit in meine Richtung. Der Mann drückte mir die Leine in die Hand und da stand ich nu mit der Fellnase. Hanagut nehm ich dich halt mit. Als ich ihn allerdings ins Auto hieven wollte schnappte das Dackeltier nach mir

Eiferpüpsch… un nu? Hinter mir wurden die Fahrer schon ungeduldig und auch der Gegenverkehr kam wieder ins rollen. Isch hab ihn dann kuzerhand an der Leine hochgezogen. Hauptsache im Auto, egal wie jetzt. Der kürzeste Weg war zur Polizei. Handy kurz gezückt um Verena mitzuteilen das ich heute nicht mit Gassi laufe. 1% Akkukapazität. War ja klar, wenn man das Teil mal dringend bräuchte

Kurze Sprachnachricht, senden und schon verabschiedete sich die Kiste. Bei der Polizei wurde mir mitgeteilt das sie den Hund nicht nehmen können, den müßte ich ins Tierheim fahren. Immerhin war dein Freund und Helfer in Markdorf und Friedrichshafen nun informiert. Ich wieder in die Richtung gefahren woher ich schon kam und hab mich währenddessen mit meinem Schwarzfahrer unterhalten. Der sich dann aus dem hintersten Winkel des Autos so langsam in meine Richtung bewegte und als wir am Tierheim ankamen, saß er direkt hinter mir am Fahrersitz. Die im Tierheim müssen auch gedacht haben ich bin ne Vollbekloppte. Ich klingelte und warf nur kurz in den Raum „ich hab nen Schwarzfahrer im Auto, müsste aber dringend zuerst auf die Toilette bevor ich die Story erzähle“. Die Blicke von den beiden Damen könnt ich euch sicher vorstellen. Hätte mich nicht gewundert wenn die mir die Türe vor der Nase zugehauen hätten, die Polizei angerufen hätten um nachzufragen welche Irre aus der Anstalt entlaufen sei. Als ich dann aber kurz und knapp erzählte das ich nen einsamen Dackel auf der Bundesstraße aufgelesen habe, durfte ich mich zuallererst erleichtern. Man nahm ein Protokoll auf und dann konnte ich mit Luigi in den Hof fahren. Die Dame schaute ins Auto und meinte „mhhhh der sieht aus als wolle er mir gleich ins Gesicht springen, wer holt ihn raus“? Na ich bestimmt nicht !! Der hat schon nach mir geschnappt, danke. Gut das die Leine dran war. Sie holte einen Besenstil, Autoklappe auf und Dackel knurrt. Der arme Kerl war sowas von durch den Wind. Besenstil durch die Schlaufe und schwups war er draußen. Die andere Dame holte das Lesegerät. Aber leicht hat es uns der Dackelmann nicht gemacht. Er hopste immer weg. Ich ging in die Hocke „nu mach es uns doch nicht so schwer Bube“. Da kam der Kleine schutzsuchend zu mir, presste sich an mich hin und ich konnte ihn streicheln, seufz. Da schäumte bei mir natürlich gleich wieder das Herzel über

Kannte er mich doch keine dreiviertel Stunde. Und schwer hat er es mir dadurch auch gemacht, da es mir nun noch mehr leid tat das ich ihn im Tierheim zurück lassen musste. Naja konnte man nicht ändern, is so. Das Lesegerät machte Piep, der kleine Schatz war gechipt. NUR das er leider nirgends registriert war. Als er abgeführt wurde sah er mich völlig unverstanden an, sträubte sich mitzugehen und ich sah im traurig hinterher. Innerlich in der Hoffnung das sich hoffentlich bald seine Besitzer melden würden und er nicht einer der armen Tröppelchen ist, der mit Absicht ausgesetzt wurde. „Mach es gut mein Dackelmann“.
Auch wenn sich jetzt so manch einer denken mag… wie oft sagt man, bitte keine Einfangversuche… mir war es das Risiko allemal wert das der Rauhaardackel die Flucht ergreift. Denn auf der einen Seite waren Felder und Wiesen und mir wäre es wesentlich lieber gewesen ihn dort laufen zu sehen als mitten auf der Bundesstraße. Was wenn der Sprinter die Geduld verloren und überholt hätte? Dann hätte der kleine Kerl keinen Schutz mehr hinter sich gehabt und wer weiß ob er dann nicht unter die Räder gekommen wäre.
„Ironiebutton ein“ Und da so ein Dackel auf der Schnellstraße ja ein alltägliches Bild bei uns ist, hat ja auch jeder angehalten „Ironiebutton aus“.
Der Dackelmann wurde am gleichen Tag noch abgeholt, was mich irre freute. Etwas enttäuscht war ich dennoch. Wäre es mein vierbeiniger Freund gewesen, ich hätte angerufen und mich bei demjenigen bedankt der ihn in Sicherheit brachte.