Wir hatten schon viele Pflegehunde für verschiedene Vereine. Allerdings haben wir in den letzten Jahren ein wenig zurückgeschaltet und lange Pausen zwischen den Pflegehunden gemacht, da einerseits der letzte Pflegehund unsere Lilli geblieben ist (Platz weg...), andererseits unsere ganz alte Hündin Momo die Gäste nicht mehr gut vertragen konnte und in den letzten Monaten vor ihrem Tod viel Zeit in Anspruch genommen hat. Ende August verstarb Momo und so waren es wieder 2.
Nach einer kurzen Zeit des Genusses von nur 2 Hunden, haben wir uns dann entschieden wieder einem Pflegehund einen Platz zu bieten.
Eine Bedingung von mir war, dass ein Rumäne einzieht. Ich finde diese Hunde echt spannend und habe eine Affinität zu Rumänien (und Bulgarien). Woher diese Affinität kommt, obwohl ich vor unserer bp-Tour noch nie da war? Vielleicht wegen meines Interesses an Wolfsforschung in den Karpaten? Oder weil ich die Ursprünglichkeit dieses Landes so Klasse finde? Ich weiß es nicht genau...Auf jeden Fall ist es schon länger ein Wunsch von mir, am Tag meines 40. Geburtstags mit dem Wohnmobil zu einer Tour bis ans schwarze Meer zu starten....In diesem Zusammenhang habe ich angefangen, die verschiedene Tierschutzvereine, die in diesem Land tätig sind zu beobachten. Da meine Hunde Barfer sind bin ich über Gesundehunde auf Brunopet gestoßen.
Die Arbeit die bp macht, gefällt mir gut. Deshalb haben wir beschlossen, (fast) unsere ganze Tierschutzarbeit-Energie zu spenden. Als bevorzugten Pflegehund hatten wir uns Ibi ausgesucht. Die ist unserer Lilli (wie man ja auch auf den Bildern erkennen kann) so ähnlich.
Anton Fichtlmeier hat auf einem Seminar mal gesagt:“was aussieht wie ein Haifisch, verhält sich wie ein Haifisch“. Wir mögen die sanfte Art unserer Lilli sehr und wollen es jetzt probieren.“was aussieht wie eine Lilli, verhält sich wie eine Lilli?“ Wir werden es probieren...
Als Anne Heltzel zur Vorkontrolle bei uns war, musste sie uns dann leider mitteilen, dass die Tour Ende Dezember/Anfang Januar wegen der Witterung erstmal abgesagt ist. Die Fahrerinnen hätten zuviel Respekt. Verständlicherweise! Mit ganz viel Charme lächelte sie dann Stefan an und meinte (wahrscheinlich nur so halbernst):“es sei denn sie wollen fahren...dann könnte Ibi kommen...“. Sie erzählte ein bisschen über Rumänien, das Tierheim und die Tourbedingungen und erwähnte noch am Rande, dass junge Hunde dort im Winter auch erfrieren. Wie schlimm wäre dass denn? Zumal ja schon soviele Hunde eine Pflege-oder Endstelle hätten...Und – Ibi erfrieren? Das geht ja gar nicht!
Als Anne Heltzel dann raus war fragt Stefan mich:“wäre das total bekloppt, wenn wir die Fahrt machen würden?“ - JA! Aber egal! - Ja, das ist es! Aber wir machen es, weil:
wir spontan sind,
selbst einen Sprinter fahren und Winterausrüstung (Spikes) dafür haben,
ein erprobtes Team durch viele Wohnmobilurlaube sind,
wir das erste mal seit 12 Jahren beide zwischen Weihnachten und Neujahr Urlaub haben,
und - auf meinem Teebeutel am Morgen gestanden hat:“geh deine Wege mit Herz!“
und - wir total bekloppte, abenteuerlustige Hundeleute sind (sagen unsere Freunde
So wurde dann am 4. Advent noch alles klar gemacht: Pässe für die Hunde, Abholer an Silvester mussten noch gecheckt werden. Alles klappt!
Am 25.12. ist Stefan dann zusammen mit meinem Papa der Britta zur Sprinterübergabe entgegen gesaust, während ich bei meinen Patientenbesitzern noch kräftig am Sachspenden sammeln war.
Da sind so tolle und vor allem viele Sachspenden noch spontan an Weihnachten zusammen gekommen! Danke liebe Leute, ihr seid einfach klasse!!!
meine Schwester Isabelle (mit Mütze) und ich beim beladen des Sprinters
Nach kurzen und komischen Weihnachten ging es dann am 27.12. mittags bei strömenden Regen in der Pfalz los in Richtung Miercurea Ciuc (ich kann es mittlerweile ohne vorher zu überlegen aussprechen).
Bis zur rumänischen Grenze hatte unser Plan, 2h fahren – 2h ruhen auch ganz gut funktioniert. Aber da wir Rumänien bei Tag durchfuhren und alles so spannend war, war Ruhen dann doch nicht mehr möglich. Die Straßen waren frei und größtenteils trocken und bis auf wenig Nebel ging die Hinfahrt ohne Probleme.
Leider werde ich mich nie an die vielen toten Hunde am Straßenrand gewöhnen. Und die vielen kleinen, schlecht beschlagen und genährten Pferde vor völlig überladenen Karren, sind auch nicht gerade ein Augenschmaus...
Am 28.12. um 15 Uhr sind wir dann endlich in MC nach 26h Fahrt angekommen. Aus dem Auto raus, kurz Meli und Sabine begrüßt und sofort – Einsatz mit Schippe und Hacke – denn der Sprinter ist quasi im Hoftor des Tierheims in den Schneemassen versunken. Nachdem wir ihn endlich im Hof drin hatten und das Tor geschlossen werden konnte, wurden wir dann auch vom Haushundetrupp begrüßt: laut, nett und quirlig...
Haushundetrupp teilweise
Meli nahm sofort die Fracht in Augenschein und Sabine machte mit uns MC-Neulingen bei dem letzten verbleibenden Tageslicht noch die Tierheimführung...
Ich war positiv überrascht über die Bedingungen für die Hunde (zumindest in dem von bp betreuten Teil).
Slampa-Welpen und dahinter die Welpenquarantäne
städtische Zone
Nach der Führung haben wir noch kurz die Maus aufgesucht, wegen der wir überhaupt dort gelandet waren – Ibi! Eine ganz bezaubernde,wilde kleine Hummel, die mit den sogenannten Puschels zusammen in einem Zwinger saß. Wir entschieden uns noch im Zwinger, einen der Spielkumpels ebenfalls mit zu uns in Pflege zu nehmen. Als Meli an den Zwinger kam, teilten wir ihr unsere Idee mit und sie bat uns doch mal bei Matze vorbei zu schauen... Der hatte vorher mit Ibi zusammen gesessen, musste dann aber aus diesem Zwinger ausziehen. Außerdem hat er ja eine dramatische Geschichte...
Ok! Matze kommt mit!
Da wir von der Fahrt und den vielen Eindrücken hundemüde waren, haben wir uns dann auch bald ins Hotel zu heißer Dusche, Essen und Bett verabschiedet.
Als wir am nächsten morgen ausgeschlafen und mit leckerem Frühstück im Bauch bei strahlendem Sonnenschein und -15°C im TH ankamen, war die ganze Mannschaft samt Tierarzt Tibi am Schnee schaufeln und hacken, um den Sprinter besser im Hof rangieren zu können. Dann wurde der Sprinter vollends entladen. Viele tolle Sachen waren da drin. Man merkt, das kurz vorher Weihnachten war!
Der Tag im Tierheim war viel zu kurz... Ich habe den halben Tag damit verbracht (teilweise zusammen mit Sabine) die Boxen im Sprinter für die Hunde möglichst gemütlich auszustatten. Und immer wieder mit Wolfsgeheul zur Begleitung. Wie eigentümlich! Mehrmals täglich hört man die Wölfe in den umliegenden Bergen heulen, dann stimmen die Hunde mit Gebell ein, dann wieder Ruhe....
Stefan hat sich ums Auto gekümmert und ebenfalls geholfen Decken zurecht zu schneiden und Kissenbezüge mit Stroh zu befüllen. Als die Sonne dann komplett unter gegangen war, war dann aber Schluss! Meine Finger waren fast abgefroren!
Stubencocker - immer auf der Suche nach gemütlichen Plätzen- muss sich von der nächtlichen Mäusejagd erholen
Abends hatten wir dann endlich Gelegenheit bei einer Pizza, in Gesellschaft vieler Haushunde, mit Meli und Sabine zu quatschen....Wir haben großen Respekt vor der Arbeit, die die Beiden dort leisten und hoffen, dass sie noch lange bleiben!!!
Als wir am nächsten Morgen im TH ankamen, hatte die TH-Mannschaft gerade mit dem Verladen der Hunde begonnen. Meine Idee war, jedem Hund vor dem Einladen Notfalltropfen und Nux vomica D30-Globuli gegen Stress und Übelkeit zu verabreichen. Ein Vorhaben, dass sich bewährt hat. Während der ganzen Rückfahrt haben genau 2 Hunde gekotzt. Bei 43 Hunden die Autofahren nicht gewöhnt sind ein nicht ganz schlechter Schnitt....
Leider gab es mit dem Sprinter ein Problem. Die Batterie hat bei -27°C dann doch schlapp gemacht. Stefan hat sich zusammen mit den Frauen des rumänischen Tierschutzvereins um das Problem gekümmert. Irgendwann kam dann jemand mit einem ausreichend dicken Überbrückungskabel und
um 11.30 Uhr konnte es dann endlich mit 43 Hunden im Gepäck losgehen in Richtung Deutschland und für die Hunde in eine neues besseres Leben... Irgendwie ein rühriger Moment...
Nach den ersten 2h Fahrt haben wir den ersten Stopp eingelegt und nach den Hunden geschaut. Eine ganz schöne Verantwortung, die man da hat, zuzusehen dass es allen möglichst gut geht. Es war ruhig (bis auf das Dauergebell von klein Joker) und wir mussten wenig Boxen frisch machen. So konnten wir die Fahrt nach ca. 45 min. fortsetzen...
Pünktlich zur einsetzenden Dämmerung kam dann auch der Nebel, der uns 3h Sicht unter 10m und jede Menge Adrenalin beschert hat. So bleibt man dann aber auch wach!
Bis zur beginnenden Nacht haben wir noch 2 Versorgungsstopps eingelegt. Dann erst mal nicht mehr. Viele der Hunde waren tief am schlafen...
Das Prinzip 2h fahren-2h schlafen haben wir so gut es ging, beibehalten.
In Budapest sind wir dann zwar unfreiwillig, aber hübsch anzusehen mitten in der Nacht ca. 5min direkt an der Donau im Zentrum lang gefahren. Abwechselung hat ja bekanntlich noch keinem geschadet...
Am nächsten Morgen wieder versorgen von Hunden und Menschen, so ging es dann weiter Kilometer für Kilometer gen Westen. In Österreich mussten wir dann unfreiwillig wegen einer Veterinärkontrolle 30 min. Pause einlegen, dann ging es weiter nach München. Dort verließen uns 5 Hunde. Wieder ein rühriger Moment... In Stuttgart dann nochmal 2 Hunde und in Mannheim verließen wir dann den Transport und 34 Hunde. Wir, Matze und Ibi wurden von meinem Papa, meiner Schwester und ihrem Mann und Barbara und ihrem Mann in Empfang genommen. Barbara und ihr Mann vollendeten dann die Tour im nördlichen Teil Deutschlands. Als sie mit dem Sprinter und den Hunden losfuhren, war das wieder so ein rühriger Moment: Es ist erstaunlich, was man doch in so kurzer Zeit für eine intensive Bindung zu den Hunden aufbauen kann. Wie das Meli nur immer schafft!?!
Fazit:
Es war eine total spontane, abenteuerliche und höchst gelungene Aktion, die ich jederzeit wiederholen würde! Was heißt würde... Im Februar geht’s wieder los!!! Und auch das war nicht das letzte Mal...
Die Zeit in MC ging viel zu schnell vorbei...
Was ich alles gesehen habe, hat mich in meinem Vorhaben bestärkt, spätestens zu meinem 40. Geburtstag die ganz große Tour durch dieses schöne Land und noch weiter zu machen...

