Stellungnahme Frühkastration

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Re: Stellungnahme Frühkastration

Postby Lynn » Sat 28. Mar 2015, 13:46

Zur Info (Auszug seiner Infoseite): Udo Gansloßer (*1956) ist Privatdozent für Zoologie. Seine wissenschaftliche Tätigkeit begann mit der Beschäftigung mit Baumkängurus, möglicherweise, weil deren recht unbeholfene Kletterversuche ihn an seine eigene sportliche Begabung erinnerten. Nach der Dissertation in Heidelberg kehrte er zum Bodenleben zurück und beschäftigte sich mit dem Sozialverhalten der Kängurus allgemein.


Kritische Stimmen zur Kastration sind in gewisser Weise nachvollziehbar, jeder für mich nur von Personen die wissen wovon sie sprechen und vor allem ihr Wissen selbst erlebt und erforscht haben. Es gibt Nachteile bei einer Kastration, keine Frage, aber die Argumentationsversuche von Herrn Gansloßer zeugen von reiner Theorie und stehen für mich in keinem Verhältnis zur Realität, wie auch viele andere Vereine bezeugen können (siehe die Erfahrungsberichte unten).


Hier mal einige Erfahrungs-und Erklärungsberichte von größeren Vereinen, die Tag täglich mit dem Elend der Vermehrung konfrontiert sind und vor allem die früh kastrierten Tiere jahrelang begleiten und im Alltag in der Gruppe beobachten:

:arrow: http://www.lega-pro-animale.de/kastration.htm

:arrow: http://edoc.ub.uni-muenchen.de/8169/1/Alzen_Adib.pdf

:arrow: http://www.drc.de/gesund/kastratr.html

:arrow: http://www.meintierarzt.ch/Portals/0/Content/Hunde/Kastration%20der%20Hunde_Uni%20ZH%2005.pdf

:arrow: http://www.vetmeduni.ac.at/de/kleintierchirurgie/dienstleistungen/informationen-fuer-besitzer/operationen/abdominale-chirurgie/perinealhernie/

:arrow: http://www.leid-der-vermehrerhunde.de/kastration.html

:arrow: http://www.gehorsamerhund.de/kastration.html

:arrow: http://www.zora.uzh.ch/43916/1/Vorteile.pdf




Zitat aus Referat der Vetsuisse Fakultät der Universität Zürich von Nov. 2009 in Berlin:
"Generell gibt Kollegin Reichler aber zu bedenken, dass die höhere Lebenserwartung kastrierter Hunde und Katzen auch eine höhere Tumorinzidenz zur Folge haben könnte."



Ich habe meine Hündin mit 6 Jahren kastrieren lassen, nachdem sie unter ihren Scheinträgtigkeiten enorm litt. Die Narkose hat ihr aber ziemlich zugesetzt und sie war 2 Tage völlig neben der Spur. Ich würde den Hund (nach dieser Erfahrung früher kastrieren lassen, denn jüngere Hunde stecken diesen großen Eingriff wesentlich besser weg). Sie ist mit ihren 14 Jahren absolut gesund und fit, außer das die Ohren nicht mehr so wollen und das Fell sich leider zum negativen nach der Kastration verändert hat....aber nun gut, so ist das halt. Mit der Fellveränderung kann ich ruhigen Gewissens Leben, mit einer leidenden Hündin hingegen nicht.
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.

( Der kleine Prinz ⚘)
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Re: Stellungnahme Frühkastration

Postby Carmen » Sat 28. Mar 2015, 15:58

D A N K E :!:
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Re: Stellungnahme Frühkastration

Postby Bettina » Sat 28. Mar 2015, 16:30

Fakt: Dr. Udo Gansloßer ist Verhaltensbiologe und Zoologe.
Viele Grüße

Be(t)Tina, Barbara, Jette, Bonito und Simon

und unsere Patenhunde Janina, Jamie, Funny, Bakari aus Slatina, Fajna, Jaduin und Turbine

http://www.vierbeiner-sg.de
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Re: Stellungnahme Frühkastration

Postby susik » Sat 28. Mar 2015, 19:28

ich verstehe aus den schon genannten gründen die kastration in mc und im gesamten auslandstierschutz total (auch die frühkastration). abgesehen von der vermehrung - wie soll denn ein halbwegs friedliches leben mit so vielen tieren auf so engem raum sonst funktionieren?

die tierheime und pflegestellen in deutschland – und v.a. auch die endplätze informieren sich ja hoffentlich vorher, wen sie da übernehmen und wissen um die eventuellen folgen einer kastration. ich kann durchaus die skepsis aus gesundheitlichen gründen verstehen, aber diejenigen, die das nicht wollen, sollten sich halt woanders umsehen. für mich war völlig klar: nutella/franzi im gesamtpaket oder eben gar nicht.


sterilisierte katzen werden übrigens weiterhin rollig - was für sie enormen stress bedeutet - und kater markieren weiterhin -> stress für die besitzer
liebe grüße,
susi
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Re: Stellungnahme Frühkastration

Postby helki » Sat 28. Mar 2015, 19:32

Frauke wrote:Wenn Du Dir die Posts mal in Ruhe durchliest, wirst Du feststellen, dass wir (also die, die sich Gedanken über die Folgen der Kastration machen) nichts anderes getan haben, als Kritk an der Frühkastration zu üben und gleichzeitig zu betonen, dass in den betroffenen Ländern wie Rumänien und den Tierheimen die Kastration unumgänglich ist, um das Problem in den Griff zu bekommen, bzw. so viele Tiere auch in größeren Gruppen zu halten. Es ging hier erst einmal um die Tiere, die sehr jung schon nach Deutschland kommen. Ich sehe es auch nicht so, dass man als Tierschützer in eine Rolle gedrängt wird oder sich rechtfertigen müsste, sondern dass jeder, auch wenn die Meinungen unterschiedlich sind, vom anderen lernen kann.
Dazu gehört aber auch, sich diese Meinungen erst einmal anzuhören, bzw. sich damit auseinanderzusetzen, was leider häufig nicht der Fall ist.
Und auch wenn etwas vielleicht im Ausland nicht funktioniert, kann man manche Fakten bezüglich der Kastration trotzdem nicht weghexen. Ich für meinen Teil kenne gerne beide Seiten!
Dr. Gansloßer als Theoretiker zu betiteln finde ich auch recht gewagt.


Ich weiß doch, dass ihr hier durchaus Verständnis für die Vorgehensweise von BP geäußert habt. Wir wären ja vermutlich alle gar nicht hier, wenn wir das nicht gut fänden, was BP so auf die Beine stellt. Ich wollte da jetzt keinen von den hier Mitdiskutierenden "anmachen" oder so.Ich wollte auch nicht darauf hinaus, dass Tierschützer durch Diskussionen wie diese hier oder durch euch als hier Diskutierende, in eine Rolle gedrängt werden, in der sie sich rechtfertigen müssen. Sorry, wenn ich mich da nicht klar genug ausgedrückt habe.

Worauf ich hinauswollte war, dass durch Kritik an der Kastration allgemein bzw. die Art und Weise, wie diese z.B. von Gansloßer vorgebracht und unter die Leute gebracht wird, Tierschützer in eine Situation gebracht werden, in der sie sich dazu gezwungen sehen könnten, sich für ihr Tun (in diesem Fall Kastrationen) zu rechtfertigen. Und das finde ich von Gansloßer nicht in Ordnung und darum sehe ich ihn bzw. seine Art der Vermittlung seiner Sichtweisen durchaus kritisch.

Ich find's zum Beispiel ziemlich bescheiden, dass es seitens Gansloßer und Strodtbeck heißt, Tierschutz/Übernahmeverträge, die die Kastration eines Hundes fordern, seien als nicht existent zu betrachten und sittenwidrig (Quelle: http://www.sitzplatzfuss.com/wp-content/uploads/2010/09/Leseprobe_SPF_2.pdf). Ich finde einfach, als Hundefachmann könnte man da auch kurz auf die besondere Situation wegen zu viele Hunde/zu wenig potenzielle Zuhause eingehen. So stehen Tierschützer quasi wie Verbrecher da und geraten in eine Position, in der sie sich rechtfertigen müssen. Ganz davon ab, würde ich, wenn Hundeexperten quasi dazu aufrufen, Übernahmeverträge mit Kastrationsverpflichtung als inexistent zu betrachten, als vermittelnde Stelle vermutlich auch lieber selber kastrieren (und dann im Zweifelsfall eben auch mal früh).

Und natürlich kann man die Fakten bzgl. Kastration nicht weghexen. Soll man ja auch gar nicht. Natürlich soll man beide Seiten betrachten (was Gansloßer mMn nach aber eben nicht bzw. nicht in ausreichendem Maß tut). Ich sehe es allerdings auch wie Johanna und finde, dass das Material insgesamt für meinen Geschmack rech dünn ist und sich oftmals auf dasselbe Material bezogen wird. Des Weiteren finde ich, dass die Herangehensweise von Gansloßer etwas einseitig ist. Ich würde mir bei der Thematik Kastration einfach wünschen, dass bei der sicherlich nicht ganz unangebrachten kritischen Betrachtung eben nicht unerwähnt bleibt, dass es neben der Biologie und dem Verhalten der Hunde eben auch noch die (für Hunde im Ausland nicht selten lebensfeindliche) Umwelt gibt ... und man zumindest als Tierschützer, vor allem wenn man im Ausland tätig ist, den hohen Ansprüchen an die Unversehrtheit (im Sinne der Nicht-Kastration) einfach nicht gerecht werden kann, selbst wenn man es will. Das bleibt mir für meinen Geschmack (den ja nicht jeder teilen muss) bei Gansloßer und Diskussionen, in denen er vermehrt zitiert wird, zu häufig auf der Strecke. Wobei ich ausdrücklich nicht konkret diese Diskussion meine; ich meine das eher allgemein.

Und nicht zu vergessen: Ich persönlich sehe Herrn Gansloßer insofern als Theoretiker, als dass er eben nicht vor Ort tätig ist (und das Elend in der Praxis nicht ständig vor sicht hat) und weil seine Ansichten sich meiner Meinung nach (die ja auch nicht jeder teilen muss) nur in einer theoretischen, für Hunde insgesamt besseren Welt umsetzen ließen, die es in der Praxis aber eben nicht gibt. Das hätte ich vermutlich klarer ausdrücken sollen. Mein Fehler. Sorry.
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Re: Stellungnahme Frühkastration

Postby Frauke » Sat 28. Mar 2015, 20:00

Letzten Endes hat jede/r die Möglichkeit sich umfangreich in alle Richtungen zu informieren. Welche Schlüsse man dann für sich daraus zieht ist sicherlich davon abhängig, was man für Erfahrungen gemacht hat und wie man diese bewerten möchte.
Ich für mich finde die Frühkastration nach wie vor problematisch und stehe auch dazu.
Ich kann damit leben, dass es gemacht wird, würde mir aber trotzdem eine Änderung wünschen.

Liebe Grüße Frauke mit Schnuffis
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Re: Stellungnahme Frühkastration

Postby Anke Süper » Sat 28. Mar 2015, 20:40

Ich stelle nochmal vorweg, ja das Management in einem Tierheim ist ein "handfestes Argument", keine Frage. Aber Kastration mal ganz allgemein betrachtet, dass es für ein Tier Vorteile bringt, kastriert zu werden, das möchte ich gerne in Frage stellen.

Ich finde es gar nicht so leicht, herauszufinden, ob, wann oder wie stark ein Hund unter seiner hormonellen Situation "leidet", denn wir können ihn ja nicht fragen. Ist es eine Tatsache oder doch eher Interpretation?

Früher wurde auch das Abschneiden von Ohren und Ruten mit "zum Wohl des Hundes" begründet - wegen der Verletzungsgefahr. Und ja, tatsächlich, nicht selten hatte ich in meiner "Hundehalterkarriere" verletzte Ohren bei den Hunden. Und die bluten meist ordentlich, kann ich bestätigen. Allerdings hatte ich nicht das Gefühl, dass der Hund darunter dolle gelitten hätte, er fand's eher lästig, hat sich geschüttelt.... Gelitten habe wohl eher ich - und meine Tapete. :oops: . Würde ich deshalb das Abschneiden der Ohren gutheißen? Nein, auf keinen Fall, natürlich nicht. Aber die Argumentation kenne ich durchaus. Gott sei Dank stirbt sie langsam aus (und es gibt da ja das Tierschutzgesetz....).

Aber zurück zu den Sexualorganen und -hormonen. Ich überlege für mich selbst gerne eine vergleichbare Situation, wenn ich es beim Hund nicht einzuschätzen weiß. Also zum Beispiel: leide ich unter meiner Periode? Naja, würde ich antworten, ein bisschen schon. Ich bekomme schneller fettige Haare oder zumindest liegen sie in den Tagen nicht so recht. Auch mit meiner Laune ist es ein paar Tage nicht zum Besten, ich fühle mich dick und hässlich und ziehe mich morgens noch zweimal um, weil ich mir nicht gefalle, ja vielleicht bin ich auch ein bisschen zickig, mag sein. :? Aber würde ich deshalb eine Vollnarkose in Kauf nehmen, einen Bauchschnitt, die Amputation meiner Sexualorgane verbunden mit dem lebenslangen Risiko der fehlenden Hormone? Nein, definitiv nicht. Es gibt tatsächlich Frauen, die diese Entscheidung für sich treffen. Aber das sind doch eher wenige.

O.k. aber was ist mit der Scheinträchtigkeit? Das lässt sich nicht direkt mit dem Menschen vergleichen, denn eine Scheinschwangerschaft ist beim Menschen pathologisch, bei der Hündin aber pysiologisch (also normal und von der Natur so vorgesehen). In der Scheinträchtigkeit befindet sich eine Hündin hormonell im gleichen Zustand, als wäre sie tatsächlich trächtig. Tja und dann kann ich es doch wieder ein wenig vergleichen. In meinen eigenen Schwangerschaften fühlte ich mich schon in den ersten Monaten schnell müde, habe nach der Arbeit viel mehr Zeit auf der Couch verbracht, oft die Beine hochgelegt. Allerdings empfand ich das Gefühl eher angenehm als dass ich darunter gelitten hätte. Natürlich gibt es auch andere Schwangerschaften mit viel Übelkeit .... Das wiederum habe ich bei Hündinnen in der Ausprägung bisher nicht erlebt, dass sie sich ständig übergeben müssten etc. Aber dass sie teilweise weniger aktiv sind, häuslicher, sich mit dem Thema "Nestbau" beschäftigen, ist das wirklich Leid? Und rechtfertigt das die entsprechende OP? Auch das würde ich für mich mit nein beantworten.

Ich hatte mal eine Patientin in der Praxis, die nach der Läufigkeit immer wieder eine (offene) Pyometra bekam. Nach einem Gespräch mit dem Halter und dem Rat, die Hündin in der Scheinträchtigkeit mal nicht mit zum Joggen zu nehmen, reichte um hier Abhilfe zu schaffen. Wobei generell Erkrankungen - insbesondere eine geschlossene Pyometra - ja tatsächlich die Kastration indizieren. Ich möchte nur aufzeigen, dass sportliche Leistungen während der (Schein-)Schwangerschaft nunmal nicht jedermanns Sache sind.... und dennoch der Zustand nicht unbedingt als "Leiden" zu werten ist.

Und nun noch die Rüden. Ja, sicherlich sind sie "sexuell erregt", wenn läufige Hündinnen in der Nähe sind. Aber auch da möchte ich mal kritisch fragen, ist das "Leid"? Oder ist das unsere Interpretation? Das kann ich mir als Frau nun noch weniger vorstellen. Ich möchte mal die Männer fragen, ob sie unter sexueller Erregung leiden und ob die Tatsache, dass sie eine Frau, die sie sexuell erregt und die sie dennoch nicht zur Sexualität "überreden" können, rechtfertigen würde, dass sie sich kastrieren lassen.

Tatsächlich gibt es einzelne Tage, an denen Merlin vor lauter Erregung nicht fressen will. Aber ich kenne auch Menschen, die nichts essen können, wenn sie erregt sind (positive wie negative Erregung). Aber ist das jetzt wirklich Leid? Es ist noch kein (gesunder) Hund vor'm vollen Napf verhungert. Und wenn er denn dann mal nicht fressen will, dann ist es in dem Moment vielleicht einfach mal nicht so wichtig. Er könnte ja, wenn er wollte....

Hormonelle Schwankungen gehören doch irgendwie zum Leben dazu. Warum werden sie beim Hund so oft als rund herum negativ dargestellt? Wäre das Leben nicht arg langweilig ohne Emotionen? Auch bei Hunden kann man zum Teil beobachten, dass sie phlegmatischer werden nach einer Kastration. Klar die beschriebenen "Stimmungsschwankungen" fehlen einfach. Ich könnte jetzt im Gegenzug die Behauptung aufstellen, dass der Tatbestand, dass sie teilweise vermehrt fressen oder zumindest futterorientierter sind, "Leid" bedeutet. Menschen essen sich Kummerspeck an. Vielleicht tun Hunde das auch? Klar, auch das ist Interpretation - und volle Absicht. :P

Mein Fazit: Im Tierschutz bleibt es ein sehr schwieriges Thema. Aber beim "Haushund", Gesundheit vorausgesetzt (und Scheinträchtigkeit ist definitiv keine Erkrankung), stellt sich für mich die Frage nicht.

So, sorry für diese "elend lange Abhandlung". Aber es ist mir echt ein riesen Anliegen. Und ich finde es so schade, dass so wenig hinterfragt wird und oft immer noch so unbedacht kastriert wird - und damit meine ich jetzt nicht den Tierschutz.

Toll finde ich hingegen, dass es mittlerweile Tierärzte gibt, die sich weigern, gesunde Hunde zu kastrieren. Hut ab! :up:
Anke Süper
 

Re: Stellungnahme Frühkastration

Postby Britty » Sat 28. Mar 2015, 21:10

Also, "elend lang" fand ich diese Abhandlung jetzt nicht und ich möchte dir ausdrücklich für den Lacher über den frustrierten Mann danken. Hier hinkt der Vergleich vielleicht ein bisschen. :mrgreen:
Liebe Grüße
Silvia
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Re: Stellungnahme Frühkastration

Postby Dany » Sat 28. Mar 2015, 21:40

Anke Süper wrote:Aber zurück zu den Sexualorganen und -hormonen. Ich überlege für mich selbst gerne eine vergleichbare Situation, wenn ich es beim Hund nicht einzuschätzen weiß. Also zum Beispiel: leide ich unter meiner Periode? Naja, würde ich antworten, ein bisschen schon. Ich bekomme schneller fettige Haare oder zumindest liegen sie in den Tagen nicht so recht. Auch mit meiner Laune ist es ein paar Tage nicht zum Besten, ich fühle mich dick und hässlich und ziehe mich morgens noch zweimal um, weil ich mir nicht gefalle, ja vielleicht bin ich auch ein bisschen zickig, mag sein. :? Aber würde ich deshalb eine Vollnarkose in Kauf nehmen, einen Bauchschnitt, die Amputation meiner Sexualorgane verbunden mit dem lebenslangen Risiko der fehlenden Hormone? Nein, definitiv nicht. Es gibt tatsächlich Frauen, die diese Entscheidung für sich treffen. Aber das sind doch eher wenige


Da irrst Du Dich... es sind verdammt viele und es werden immer mehr. Wir haben hier ein Krankenhaus in der Nähe, dessen gynäkologischer Leiter Experte auf dem Gebiet der endoskopischen Entfernung der Gebärmutter ist und er ist ausgebucht. Ich lag einige Male auf der Station und habe einige Frauen kennengelernt und was soll ich sagen...unter 10 Frauen war eine, die krebsverdächtige Wucherungen hatte, alle anderen haben einfach monatlich unter ihren "Hormonen" gelitten und das so stark, dass sie jedesmal quasi krank waren. Vom ständigen unsauberen Gefühl und nicht aus dem Haus gehen wollen, mal ganz abgesehen. Dass die Frauen für einen solchen Eingriff meist auf eine Zeit nach der "normalen" Kinderkriegzeit (was ist heute schon normal) vertröstet wurden, was so in etwa Mitte 40 bis 50 war, hat die Mehrheit der Frauen sogar eher als weniger schön empfunden, sie hätten es gerne etwas eher gemacht, weil sie der Meinung waren, dass sie dadurch wieder ein Stück mehr Lebensqualität bekommen.
Ich kann da nur erzählen, was ich gehört habe...allerdings hat auch meine Mutter einen solchen Eingriff aus den gleichen Gründen machen lassen...vor Jahren, noch nicht schön endoskopisch, sondern mit allem was dazu gehört...und laut ihrer Aussage hat sie es noch keinen Tag bereut.

Und so würde, wenn man sie fragen könnte, wohl auch einige Tiere sagen, dass sie lieber unkastriert durchs Leben gegangen wären und andere sind froh, dass sie kastriert wurden. Meiner Meinung nach gibt es da kein wirkliches richtig oder falsch, sondern es gibt Situationen, in denen das eine besser anzuraten ist als das andere. Wenn man sucht, findet man in der heutigen Zeit des Internets bestimmt genauso viele Meinungen für wie gegen das Kastrieren mit wirklich erfahrenen Experten auf beiden Seiten. Ich finde es gut, wenn Leute nicht pauschal sagen, die Tiere müssen oder müssen nicht kastriert sein, sondern immer noch so viel Weitsicht besitzen und so offen für andere Gegebenheiten sind, dass sie auch die andere Seite analysieren und in Betracht ziehen können.
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Re: Stellungnahme Frühkastration

Postby helki » Sat 28. Mar 2015, 21:57

Mein Fazit: Im Tierschutz bleibt es ein sehr schwieriges Thema. Aber beim "Haushund", Gesundheit vorausgesetzt (und Scheinträchtigkeit ist definitiv keine Erkrankung), stellt sich für mich die Frage nicht.


mMn wird es an dem Punkt schwierig, an dem der Haushund aus dem Tierschutz (insbesondere dem ausländischen) kommt bzw. kommen soll. Den Tierschutz boykottieren, weil man Kastration als tierschutzwidrig betrachtet? Das kann ja auch nicht die Lösung sein. Aber das Argument kommt doch bei solchen Diskussionen (hier erfreulicherweise nicht) über kurz oder lang auf den Tisch.

Ich finde einfach, man kann das so klar nicht trennen und würde mir darum wünschen, dass mehr Kastrationskritiker den Punkt Tierschutz und Kastration bei ihren Ausführungen berücksichtigen würden (so wie es hier in der Diskussion gerade geschieht). Will meinen, Kastration ganz allein zu betrachten, ist mMn schwierig. Denn das bringt Tierschützer (von dem/der Kastrationen Kritisierenden oftmals vermutlich völlig ungewollt), vor allem bei unaufmerksamen Zuhörern/Lesern, schnell in ein negatives Licht, in das sie, wie ich finde, nicht gehören - und vielleicht auch Tierschutzhunde ins Hintertreffen...

Das ist immer ein bisschen meine Befürchtung, dass Leute sich vom Tierschutz abwenden, weil sie ja tierschutzwidrig handeln und obendrein sittenwidrige Verträge aufsetzen oder sich gegen die Übernahme eines Tierschutzhundes entscheiden, weil der, sofern kastriert, bestimmt kreuzunglücklich ist. Andererseits kann ich ja nachvollziehen (denke ich), dass es den Kastrationsgegnern wichtig ist, auf ihre Sichtweise aufmerksam zu machen und sie darzulegen.

Insgesamt ein recht schwieriges und komplexes Thema, wie ich finde. Aber ich empfinde es wirklich als extrem wohltuend, dass es hier so sachlich diskutiert wird.
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Re: Stellungnahme Frühkastration

Postby Frauke » Sat 28. Mar 2015, 22:07

Liebe Anke,

ich danke Dir auch für Deine Abhandlung :mrgreen:
Sie deckt sich mit meinen Erfahrungen.
Zu den erkrankten Frauen in der Gynäkologischen Abteilung möchte ich sagen, dass die Kranken dort keine Aussage über die Anzahl der Frauen zulassen, die wenig oder die üblichen Probleme haben, somit hat das für mich jetzt keine besondere Aussagekraft.


LG Frauke
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Re: Stellungnahme Frühkastration

Postby Carmen » Sat 28. Mar 2015, 22:37

So, sorry für diese "elend lange Abhandlung". Aber es ist mir echt ein riesen Anliegen. Und ich finde es so schade, dass so wenig hinterfragt wird und oft immer noch so unbedacht kastriert wird - und damit meine ich jetzt nicht den Tierschutz.

Wie kommst Du darauf, daß so wenig hinterfragt wird? Ich erlebe es vielmehr so, daß vor einer eventuellen Kastration bei Rüden erstmal ein Chip gesetzt wird um die Kastration "auszuprobieren". Hündinnenhalter erlebe ich durchaus sehr abwägend, u.a. da dieser Eingriff in D bei weiblichen Tieren sehr kostspielig ist.
Vielleicht hat ja doch der eine oder andere Halter nachgedacht, sich gründlich informiert, möglicherweise eigene Erfahrungen mitgebracht und sich dann nach Abwägung der Risiken wohlüberlegt für die Kastration entschieden :wink:
Liebe Grüße, Carmen mit Miep
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Re: Stellungnahme Frühkastration

Postby Frauke » Sat 28. Mar 2015, 22:38

helki wrote:
Mein Fazit: Im Tierschutz bleibt es ein sehr schwieriges Thema. Aber beim "Haushund", Gesundheit vorausgesetzt (und Scheinträchtigkeit ist definitiv keine Erkrankung), stellt sich für mich die Frage nicht.


mMn wird es an dem Punkt schwierig, an dem der Haushund aus dem Tierschutz (insbesondere dem ausländischen) kommt bzw. kommen soll. Den Tierschutz boykottieren, weil man Kastration als tierschutzwidrig betrachtet? Das kann ja auch nicht die Lösung sein. Aber das Argument kommt doch bei solchen Diskussionen (hier erfreulicherweise nicht) über kurz oder lang auf den Tisch.

Ich finde einfach, man kann das so klar nicht trennen und würde mir darum wünschen, dass mehr Kastrationskritiker den Punkt Tierschutz und Kastration bei ihren Ausführungen berücksichtigen würden (so wie es hier in der Diskussion gerade geschieht). Will meinen, Kastration ganz allein zu betrachten, ist mMn schwierig. Denn das bringt Tierschützer (von dem/der Kastrationen Kritisierenden oftmals vermutlich völlig ungewollt), vor allem bei unaufmerksamen Zuhörern/Lesern, schnell in ein negatives Licht, in das sie, wie ich finde, nicht gehören - und vielleicht auch Tierschutzhunde ins Hintertreffen...

Das ist immer ein bisschen meine Befürchtung, dass Leute sich vom Tierschutz abwenden, weil sie ja tierschutzwidrig handeln und obendrein sittenwidrige Verträge aufsetzen oder sich gegen die Übernahme eines Tierschutzhundes entscheiden, weil der, sofern kastriert, bestimmt kreuzunglücklich ist. Andererseits kann ich ja nachvollziehen (denke ich), dass es den Kastrationsgegnern wichtig ist, auf ihre Sichtweise aufmerksam zu machen und sie darzulegen.

Insgesamt ein recht schwieriges und komplexes Thema, wie ich finde. Aber ich empfinde es wirklich als extrem wohltuend, dass es hier so sachlich diskutiert wird.


Vielen Dank für diesen Beitrag. Ich empfinde mich durchaus als jemand, der sich im Tierschutz engagiert und von den 25 Pflegehunden, die wir bisher hatten, hatte auch nicht jeder schwerwiegende Probleme nach der Kastration, aber es waren immerhin zwei Fälle dabei. Im Endeffekt sollten auch die Menschen, die einen Hund aus dem Tierschutz nehmen, wissen dass die Kastration und insbesondere die Frühkastration Folgen für die Hunde haben kann. Schließlich wird in anderen Bereichen da ja auch für Aufklärung gesorgt, z.B. was die Mittelmeerkrankheiten angeht.
Es ist eben ein schwieriges und vielschichtiges Thema und Kastrationskritik und Tierschutz schließen sich nicht aus. Sachliche Diskussion ist auch für mich das A und O.

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Re: Stellungnahme Frühkastration

Postby Carmen » Sat 28. Mar 2015, 22:54

Was waren das für Probleme?
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Re: Stellungnahme Frühkastration

Postby dingo » Sat 28. Mar 2015, 23:07

Dany wrote:
Anke Süper wrote:Aber zurück zu den Sexualorganen und -hormonen. Ich überlege für mich selbst gerne eine vergleichbare Situation, wenn ich es beim Hund nicht einzuschätzen weiß. Also zum Beispiel: leide ich unter meiner Periode? Naja, würde ich antworten, ein bisschen schon. Ich bekomme schneller fettige Haare oder zumindest liegen sie in den Tagen nicht so recht. Auch mit meiner Laune ist es ein paar Tage nicht zum Besten, ich fühle mich dick und hässlich und ziehe mich morgens noch zweimal um, weil ich mir nicht gefalle, ja vielleicht bin ich auch ein bisschen zickig, mag sein. :? Aber würde ich deshalb eine Vollnarkose in Kauf nehmen, einen Bauchschnitt, die Amputation meiner Sexualorgane verbunden mit dem lebenslangen Risiko der fehlenden Hormone? Nein, definitiv nicht. Es gibt tatsächlich Frauen, die diese Entscheidung für sich treffen. Aber das sind doch eher wenige


Da irrst Du Dich... es sind verdammt viele und es werden immer mehr. Wir haben hier ein Krankenhaus in der Nähe, dessen gynäkologischer Leiter Experte auf dem Gebiet der endoskopischen Entfernung der Gebärmutter ist und er ist ausgebucht. Ich lag einige Male auf der Station und habe einige Frauen kennengelernt und was soll ich sagen...unter 10 Frauen war eine, die krebsverdächtige Wucherungen hatte, alle anderen haben einfach monatlich unter ihren "Hormonen" gelitten und das so stark, dass sie jedesmal quasi krank waren. Vom ständigen unsauberen Gefühl und nicht aus dem Haus gehen wollen, mal ganz abgesehen. Dass die Frauen für einen solchen Eingriff meist auf eine Zeit nach der "normalen" Kinderkriegzeit (was ist heute schon normal) vertröstet wurden, was so in etwa Mitte 40 bis 50 war, hat die Mehrheit der Frauen sogar eher als weniger schön empfunden, sie hätten es gerne etwas eher gemacht, weil sie der Meinung waren, dass sie dadurch wieder ein Stück mehr Lebensqualität bekommen.
Ich kann da nur erzählen, was ich gehört habe...allerdings hat auch meine Mutter einen solchen Eingriff aus den gleichen Gründen machen lassen...vor Jahren, noch nicht schön endoskopisch, sondern mit allem was dazu gehört...und laut ihrer Aussage hat sie es noch keinen Tag bereut.

Und so würde, wenn man sie fragen könnte, wohl auch einige Tiere sagen, dass sie lieber unkastriert durchs Leben gegangen wären und andere sind froh, dass sie kastriert wurden. Meiner Meinung nach gibt es da kein wirkliches richtig oder falsch, sondern es gibt Situationen, in denen das eine besser anzuraten ist als das andere. Wenn man sucht, findet man in der heutigen Zeit des Internets bestimmt genauso viele Meinungen für wie gegen das Kastrieren mit wirklich erfahrenen Experten auf beiden Seiten. Ich finde es gut, wenn Leute nicht pauschal sagen, die Tiere müssen oder müssen nicht kastriert sein, sondern immer noch so viel Weitsicht besitzen und so offen für andere Gegebenheiten sind, dass sie auch die andere Seite analysieren und in Betracht ziehen können.


Ooooh, diese Frauen kann ich nur zu gut verstehen.
Das sind Schmerzen zum Wände hochgehen.....fast 10 Tage i. Monat nicht stehen, sitzen, laufen u. liegen können.
Dabei dann arbeitsmäßig aus dem Verkehr gezogen.....macht kein Arbeitgeber auf Dauer mit.....ist Horror.
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