Die gute Nachricht zuerst: Mein Sitterhund aus der Nachbarschaft ist wieder einigermaßen hergestellt. Er hatte schlimme Schmerzen durch die Attacke, hat den ganzen Weg zur Tierklinik geschrien, wurde dort geröntgt und anschließend mehrfach geklammert (Kosten der Erstversorgung: 350,- €, nur so am Rande). Zurückgeblieben ist ein Trauma, er geht jedem Hund großräumig aus dem Weg, meidet sogar meine zwei Pupse, die er gut kennt. Mal sehen.
„Tja, hätte seine Besitzerin mal ein Pfefferspray gehabt“, könnte ich jetzt sagen … womit wir beim Thema sind
Eins würde ich mir wünschen, im gesamten Forum und nicht nur bei meinen Themen: Dass man den Beitrag aufmerksam liest, wartet, bis die Info die grauen Zellen durchdrungen hat, um erst DANN zu antworten. Manche schreiben kopflos drauf los – das brauch kein Mensch.
Ich will die Beiträge mal kategorisieren:
• Für mich nicht so produktiv (teilweise Thema verfehlt oder etwas „verträumt“)
• Unwissend (für alle unbrauchbar)
• Unter der Gürtellinie (schlechter Stil)
• Ohne Worte (Abteilung Humor)
• Produktiv (sprich, bringt mich weiter)
Für die Menschen, die also das Thema verfehlt haben, hier noch einmal eine Verdeutlichung:
Die Wiese (mittelgroß, mitten im Stadtgebiet) ist DIRKET gegenüber meiner Haustür, ich kann ihr nicht entgehen! Selbst wenn ich die Hunde nur ins Auto verfrachte, um in den nahe gelegenen Wald zu fahren, muss ich mich kurz dem Geschehen dort preisgeben (zumindest Dingo und Naomi haben das verstanden). Hunde-Eumel, natürlich meide ich die Wiese! Ich würde sie gerne immer überqueren, um in den Wald zu gelangen. Morgens geht das, ich bin inzwischen Frühaufsteherin geworden, mittags gehe ich nur kurz zum Apportieren raus, da passe ich einen günstigen Zeitpunkt ab und abends fahre ich dann mit dem Auto in den Wald.
Oh Schreck, jetzt bin ich nicht nur keine Tierschützerin mehr, sondern auch keine Umweltschützerin!
Nein, es ging auch nicht darum, den über das ganze Gesicht grinsenden Golden Retriever aus der Nachbarschaft zu vergraulen. Auch nicht um den unbekannten Hund, dem man ansieht, dass er grundfreundlich ist und selbst nicht so genau weiß was er eigentlich will, auch nicht um einen vor Neugierde platzenden Junghund, der die Hundeschule bislang nur von außen kennt. Auch diese Hunde sind mir oftmals nicht willkommen (das sehe ich genau wie Datchi; vgl. auch weiter unten), aber ich weiß einigermaßen wie ich die Begegnung verhindern kann, wenn ich unbedingt will, bzw. sie in geordnete Bahnen lenken kann.
Nein, es ging auch nicht um eine Lehrstunde für meine Hunde, „wie bleibe ich ruhig, wenn sich ein anderer Hund nähert“.
Nein, es ging auch nicht darum heraus zu finden, ob sich die MC-gestählte Amy mit deutschen Hunden versteht oder nicht. Es ging darum, dass sie schwer herzkrank war, in MC bei der Kastration beinahe an der Narkose gestorben wäre und dass sie eine OP nach einem Biss mit Sicherheit NICHT ÜBERLEBT hätte.
Wer von euch hätte das verantworten wollen?? Ich nicht!
Wenn Lisaanne mir einen Hund in die Hand drückt, dann gebe ich mein Wort, dass ihm in meiner Obhut NICHTS passiert. Und im Zweifel geht seine Gesundheit (und die von mir, nur mal so nebenbei) einfach vor. PUNKT!
Zweifel – genau darum ging es hier. Dieser Hund, ein gut kniehoher muskelbepackter Kerl (Doggenmix, Kampfhundmix?) RASTE auf uns zu. Er schlenderte nicht, er lief nicht. Die Chance, dass er 10 cm vor mir stoppt, sich auf den Rücken wirft um gekrault zu werden, sah ich spontan gegen Null streben. Er hat sich aus einer Gruppe von Hunden gelöst, die für Beißereien bekannt sind (7 in den letzten 12 Monaten). Ich hatte echt Angst, mein Sohn und Lisaanne hatten denselben Eindruck – da könnt ihr auch auf die Ferne gerne einmal darauf verlassen. Ich war der festen Überzeugung, dass von diesem Hund Gefahr ausgeht und in dem Moment machte ich mir keinen Kopf um seine Schleimhautreizung. „Auch die anderen Hunde sind Wesen die wir lieben“ - wer so denkt, der macht bestimmt auch freiwillig die Geldbörse auf, wenn er von einem lieben Mitmenschen nachts überfallen wird, oder? „Wir wollen mal die Kirche im Dorf lassen“, würde mein Opa jetzt sagen.
Ich habe leider noch keine 30 Jahre Hundeerfahrung, das werde ich in diesem Leben auch nicht mehr schaffen. Aber ich habe seit genau 4 Jahren meinen Erst-BP. Ohne Garten heißt das täglich mind. 4 Mal Gassi gehen. Also 4 x 365 x 4 = 5.840 Spaziergänge mit Hund. Das sind mind. 2,5 Stunden pro Tag – also viel Gelegenheit um andere Hunde zu treffen und eine gewisse Erfahrung zu sammeln. Körperhaltung, Stimmeinsatz und kleine Tricks sind mir durchaus geläufig
"Körpersprache, fester Blick..." - Danke, aber ich bin nicht grenzdebil und mit meiner Statistik ganz zufrieden.
Wer große Hunde hat, kann hier vielleicht trotzdem entspannt bleiben. Habe ich aber nicht. Ich habe zwei ängstliche, teils kranke Mini-Hunde, bei denen es ratzfatz ums pure Überleben geht. Und meine Gesundheit? Der Hund muss mir NUR in den rechten Mausfinger beißen, der dann steif bleibt, schon kann ich meinen Job, der mir und meiner Familie ein bequemes Leben ermöglicht (und dem Tierschutz ein nettes Spendenaufkommen), an den Nagel hängen.
Zweifel, genau dazu passt folgendes, ich zitiere mal: „Meist sind es eben Tunixe, die da ankommen“, „normalerweise tun die nix“, „hilft oftmals“, „die meisten Tunixe tun ja wirklich nix“. Genau, HIER war ich mir sicher, dass der Normalfall eben NICHT gegeben war.
Bianca schreibt: „Wenn meine Hunde ernsthaft angriffen würden, würde ich auch nicht einfach so daneben stehen.“
Genau - und ich reagiere eben schon 5 Sekunden vorher. Ihr könnte das machen wie ihr wollt, ich toleriere andere Meinungen und es sind ja auch eure Hunde, aber ich persönlich lege § 1 Tierschutzgesetz eben sehr eng aus: „Zweck dieses Gesetzes ist es, aus der Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen“. Schützen heißt für mich präventiv sein! Da steht für mich nicht “Du sollst deinen Hund gesundpflegen, nachdem du fahrlässig seine Gesundheit aufs Spiel gesetzt hast“. Think about it!
Was ich aber nicht nachvollziehen kann, wie jemand zulässt, dass sein kranker, wehrloser Hund belästigt wird. Das halte ich für extrem fahrlässiges Verhalten! Wie kann iman es denn so weit kommen lassen, wo sind denn da die guten Tipps geblieben? Ich wundere mich sehr. Ich will hier gar nicht erst „die Tierschützerin“ bemühen, aber die Fähigkeit verantwortungsvoll einen Hund zu führen, spreche ich demjenigen ab.
Um noch mal auf den freundlichen Golden Retriever zurückzukommen, der mir ja auch nicht wirklich willkommen ist, eine kurze Erklärung, damit ihr euch nicht wundert. Einer meiner BPchen hat arge Rückenprobleme. Ich habe ihm nicht nur Röntgenuntersuchungen, CT und MRT spendiert, sondern gehe regelmäßig einmal pro Woche mit ihm zum therapeutischen Schwimmen und fallweise zum Osteopathen. Das kostet Unsummen, aber ich freue mich über jeden einzelnen Tag, wo ich ihm kein Scherzmittel geben muss. Wenn da ein 30-kg-Hund ungelenk drüber stolpert, war unser ganzer Einsatz umsonst und mein Zwerg muss womöglich operiert werden, mit dem Risiko auf Querschnittslähmung. Begrüßung ja, drüber stolpern nein! Tina, du kannst deine freundliche Biene also ruhig vorbeischicken
Neben „Thema verfehlt“ gab es noch einen Beitrag, der war aus der Ecke Humoristisches. Zuerst steht da „Pfefferspray ist - wie auch immer - keinesfalls das Mittel der Wahl„ und weiter unten dann „Gott sei Dank hatte ich einen E-Sch... dabei (ich weiß, das ist verboten), aber das war ja - vor allem weil ich alleine war - Notwehr.“ Sorry, ich musste erst einmal lachen.
Leute, lest ihr eigentlich manchmal, was ihr schreibt?!!
Und an die Hobbyjuristin: Nein, Pfefferspray ist in Deutschland NICHT verboten! Schlecht recherchiert, in der Schule würden man sagen „6 – setzen!“

Da im Stuttgarter Raum Google vermutlich abgeschaltet ist, hier die Links zu zwei leicht verständlichen Seiten: http://www.pfefferspray-kaufen.net/ist-pfefferspray-legal/ und http://www.pfeffersprays.de/allgemeines.html
Zu den für mich produktiven Beiträgen:
Guter Hinweis von Wolfstraum: Die Frage der Haftung (Tierarztkosten; ernsthafte Schäden sind lt. meiner Tierärztin nicht zu erwarten). Die habe ich an meine Rechtsschutz- und Privathaftpflichtversicherungen weitergeleitet. Ergebnis: Der Halter des freilaufenden Hundes hat immer die Arschkarte - er verstößt gegen herrschendes Recht (GG, BGB, StGB, HundeVO, ggf. stadteigene Regelungen). Selbst wenn ich bei einer Klage vor Gericht schlechte Karten hätte (man kann nie sicher sein), käme ein Vergleich dabei raus, die Haftpflicht hat mir die Übernahme dieser Kosten zugesagt. Gut zu wissen.
Die Wasserflasche von Luciano: Da werde ich mal nach Ausschau halten, ob es was Handliches gibt, guter Punkt.
Der Beitrag von Datchi, „wie es sein sollte“, wie immer reflektiert und druckreif (Kompliment!), Briska ähnlich. Am besten hat mir gefallen: „Jeder Hundebesitzer hat seine Verantwortung ernst zu nehmen und entsprechend zu handeln. Man kann sich nicht einfach über die Wünsche anderer hinwegsetzen. Nur, weil ich selber einen Hund habe, bin ich nicht rechtslos.“
Naomi, in der Tat hat mir eine Reiterin im Wald dazu geraten, wegen der Wildschweine.
Ich habe es vor Jahren in einem Waffengeschäft gekauft (kein Billigteil aus dem Internet mit fragwürdigem Inhalt) und habe mich gewundert, dass es überhaupt noch funktioniert.
Last but not least zu Dingo: Abgesehen davon, dass du meiner Ansicht bist, hast du als Einzige wacker die Gegenmeinung vertreten, in einem Forum nicht immer einfach. Das war sehr mutig und ich ziehe meinen Hut!
Danke für (fast) alle Beiträge. Ich fand sie wie immer interessant zu lesen, manche waren humoristisch verwertbar, manche hart an der Legalität (nein, Rauschgift wollen wir hier nicht propagieren
Thanx!
Aber, aber… ich halte fest an meiner Einstellung! Was ich mir von der Stadt erhofft hatte, kann ich auch nicht mehr nachvollziehen. Klar wollen die nix damit zu tun haben (chillen ist viel besser). Klar ist auch, ich werde beim nächsten Vorfall dieser Art wieder alleine entscheiden - ohne die Stadt, ohne Martin Rütter und ohne euch.
Uppsala, jetzt ist das aber viel geworden… vermutlich seid ihr beim Lesen schon eingeschlafen. So wünsche ich ‚Süße Träume‘!
