Stellungnahme Frühkastration

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Re: Stellungnahme Frühkastration

Postby Frauke » Fri 27. Mar 2015, 12:34

Anja & Dori & Miro wrote:
johannnaaa wrote:besonders bei den Hündinnen, da ist eine Kastration vor der ersten Läufigkeit sogar anzuraten, wegen den Mammatumoren...


Dafür gibt es erhebliche andere gesundheitliche (und andere) Nachteile durch eine so frühe Kastration. Es gibt ein sehr gutes Buch dazu, das ich Menschen empfehle, die sich noch entscheiden müssen, ob sie kastrieren lassen oder nicht: Udo Gansloßer und Sophie Strodtbeck, "Kastration und Verhalten beim Hund"

Ich persönlich halte überhaupt nichts von Kastrationen ohne triftigen Grund und wenn, dann erst, wenn der Hund richtig erwachsen ist. Kastrationen im Tierschutz sind für mich aber selbstverständlich ein triftiger Grund! Wobei ich auch da gegen pauschale Kastrationen bin. Wenn es rein um das unfruchtbar-machen geht, wäre ja die Sterilisation eine Alternative. Dass es in MC gar nicht anders geht, ist mir natürlich klar. Wobei ich schon finde, dass man bei Hunden, die sehr jung ausreisen, auch darauf verzichten könnte? Ich persönlich würde wohl, wenn ich auf der Suche nach einem neuen Mitbewohner wäre, dann eher nach einem Hund suchen, der erst im Erwachsenenalter kastriert worden ist.

Das sehe ich genau wie Anja, da werden die Statistiken einfach auch falsch interpretiert und als Tierschutzverein macht man sich dann auch angreifbar, wenn man die Frühkastration als Schutz vor Mammatumoren anführt.
Als Biologin finde ich die Ausführungen von Dr. Udo Gansloßer absolut überzeugend und ich denke, wenn man um diese wissenschaftlichen Erkenntnisse weiß, muss man einfach zugeben, dass man aufgrund des übergeordneten Gedankens (kein Nachwuchs) den Nachteil einzelner Individuen in Kauf nimmt.
Ich selber stehe der Frühkastration auch kritisch gegenüber, kann aber verstehen, dass die Wertung angesichts des Elends in Rumänien und anderswo diesbezüglich zu anderen Entscheidungen führen kann.
Trotzdem sollten diese Erkenntnisse zumindest im Bewusstsein und bekannt sein, da sie bei der Erziehung frühkastrierter Hunde eine große Rolle spielen.

Liebe Grüße Frauke mit Schnuffis

Meine beiden Tierschutzhunde sind auch kastriert und bei Dori vermute ich, dass sie verhaltenstechnisch besser drauf wäre, wäre sie unkastriert geblieben... :wink:
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Re: Stellungnahme Frühkastration

Postby Frauke » Fri 27. Mar 2015, 12:42

Anke Süper wrote:Hallo Simone,

ich selbst kann die Frage der Interessenten gut nachvollziehen - aus den verschiedensten Gründen.

In Deutschland ist die Kastration nicht nur Gott sei Dank auf dem Rückzug sondern bei gesunden Hunden sogar per Tierschutzgesetz verboten.

§6: Verboten ist das vollständige oder teilweise Amputieren von Körperteilen oder das vollständige oder teilweise Entnehmen oder Zerstören von Organen oder Geweben eines Wirbeltieres.

Ausnahmen sind zulässig bei vorhandenen Erkrankungen (nicht zur evtl. Verhütung) und zur Vermeidung unkontrollierter Vermehrung, also z.B. bei frei lebenden Straßenhunden. Selbst hier gibt es aber mittlerweile Fachmeinungen, die statt Kastration zur Sterilisation raten. Da Organe und Hormone bei der Sterilisation vollständig erhalten bleiben und nur die Eileiter oder Samenstränge durchtrennt werden, ist einerseits für die Verhütung gesorgt, anderseits darf sich das Tier aber physisch und psychisch weiter entwickeln und erwachsen werden. Außerdem wird das Risiko der nach Kastration auftretenden Folgeerkrankungen (Haut- und Fellveränderungen, Inkontinenz, Osteoporosen, hormonelle Erkrankungen wie Hypothyreose, Cushing Syndrom...) minimiert. Im Übrigen wird argumentiert, dass man das Sozialgefüge der Straßenhunde durcheinander bringt, wenn ranghohe Tiere kastriert werden und dies abgesehen von den "Unruhen im Sozialgefüge" nur dazu führt, dass sich eben rangniedrigere Tiere einfinden, die sich decken. Würde man dagegen sterilisieren, würden die Ranghohen weiterhin das "Deckrecht" für sich in Anspruch nehmen und die übrigen nicht "dran lassen".

Das Argument der weniger häufigen Mammatumoren ist mittlerweile in der Hinsicht widerlegt, dass zwar bei einer Kastration vor der ersten Läufigkeit weniger Mammatumoren auftreten, dafür aber das Risiko anderer Tumorarten signifikant zunimmt. Und diese sind meist bedrohlicher und schwerer zu behandeln. Das ist auch logisch. Denn Krebs ist eine systemische Erkrankung. Die Veranlagung dazu, dass Zellen entarten liegt im Körper. Die lässt sich nicht weg operieren. Und wenn die Milchleiste nicht mehr das Ziel des Krebses ist, dann sind es vielleicht Darm, Leber, Lunge, Knochen....

Im Auslandstierschutz ist das natürlich ein echt schwieriges Thema, weil das Management von potenten Hundegruppen im Tierheim kaum zu bewältigen ist. Allerdings sehe ich das bei den Pupsies, die früh schon ausreisen, tatsächlich so, dass die Nachteile einer Frühkastration deutlich überwiegen. Eine Geschlechtertrennung wäre ja nicht von Anfang an erforderlich, sondern nur vielleicht eine kurze Zeitspanne zwischen Geschlechtsreife und Ausreise - und bei Sterilisation statt Kastration vielleicht gar nicht.

Das Argument, dass man verhindern möchte, dass Halter hier in Deutschland eine Vermehrung zulassen, finde ich ebenfalls nicht haltbar. Denn wer vermehren WILL, der tut das auch. Der holt sich denn eben woanders einen Hund - und vielleicht unterstützt er damit sogar noch unseriöse Hundehändler. Außerdem sage ich mal ganz provokant, dann müsste man als aller erstes das gewollte Züchten von Hunden verbieten. Als verantwortungsvoller Hundehalter sollte es möglich sein, eine Hündin alle 6-9 Monate für rd. 5-7 Tage unter Kontrolle zu halten - und bei Sterilisation ja nicht einmal das.....

Ich habe mir daher auch schon ganz dolle gewünscht, dass hier ein Umdenken statt findet. Für mich selbst käme als Hund in meinem Haushalt oder Rudel definitiv keine Frühkastration in Frage. Ich finde es so traurig, wenn die Hunde ewige Pupsies bleiben müssen. Und noch viel viel trauriger sind natürlich die immer wieder vorkommenden Sterbefälle, weil die Narkose nicht verkraftet wurde.


Würde ich so unterschreiben

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Re: Stellungnahme Frühkastration

Postby Anja & Dori & Miro » Fri 27. Mar 2015, 12:49

Da im 1. Beitrag (von Frauke) auf dieser Seite was mit dem Zitieren nicht geklappt hat, setze ich es hier noch mal richtig rein:

Frauke wrote:Betreff: Stellungnahme Frühkastration

Anja & Dori & Miro wrote:Dafür gibt es erhebliche andere gesundheitliche (und andere) Nachteile durch eine so frühe Kastration. Es gibt ein sehr gutes Buch dazu, das ich Menschen empfehle, die sich noch entscheiden müssen, ob sie kastrieren lassen oder nicht: Udo Gansloßer und Sophie Strodtbeck, "Kastration und Verhalten beim Hund"

Ich persönlich halte überhaupt nichts von Kastrationen ohne triftigen Grund und wenn, dann erst, wenn der Hund richtig erwachsen ist. Kastrationen im Tierschutz sind für mich aber selbstverständlich ein triftiger Grund! Wobei ich auch da gegen pauschale Kastrationen bin.
Wenn es rein um das unfruchtbar-machen geht, wäre ja die Sterilisation eine Alternative. Dass es in MC gar nicht anders geht, ist mir natürlich klar. Wobei ich schon finde, dass man bei Hunden, die sehr jung ausreisen, auch darauf verzichten könnte? Ich persönlich würde wohl, wenn ich auf der Suche nach einem neuen Mitbewohner wäre, dann eher nach einem Hund suchen, der erst im Erwachsenenalter kastriert worden ist.

Meine beiden Tierschutzhunde sind auch kastriert und bei Dori vermute ich, dass sie verhaltenstechnisch besser drauf wäre, wäre sie unkastriert geblieben... :wink:


Das sehe ich genau wie Anja, da werden die Statistiken einfach auch falsch interpretiert und als Tierschutzverein macht man sich dann auch angreifbar, wenn man die Frühkastration als Schutz vor Mammatumoren anführt.
Als Biologin finde ich die Ausführungen von Dr. Udo Gansloßer absolut überzeugend und ich denke, wenn man um diese wissenschaftlichen Erkenntnisse weiß, muss man einfach zugeben, dass man aufgrund des übergeordneten Gedankens (kein Nachwuchs) den Nachteil einzelner Individuen in Kauf nimmt.
Ich selber stehe der Frühkastration auch kritisch gegenüber, kann aber verstehen, dass die Wertung angesichts des Elends in Rumänien und anderswo diesbezüglich zu anderen Entscheidungen führen kann.
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Re: Stellungnahme Frühkastration

Postby Frauke » Fri 27. Mar 2015, 12:54

Frauke wrote:
Anja & Dori & Miro wrote:
johannnaaa wrote:besonders bei den Hündinnen, da ist eine Kastration vor der ersten Läufigkeit sogar anzuraten, wegen den Mammatumoren...


Dafür gibt es erhebliche andere gesundheitliche (und andere) Nachteile durch eine so frühe Kastration. Es gibt ein sehr gutes Buch dazu, das ich Menschen empfehle, die sich noch entscheiden müssen, ob sie kastrieren lassen oder nicht: Udo Gansloßer und Sophie Strodtbeck, "Kastration und Verhalten beim Hund"

Ich persönlich halte überhaupt nichts von Kastrationen ohne triftigen Grund und wenn, dann erst, wenn der Hund richtig erwachsen ist. Kastrationen im Tierschutz sind für mich aber selbstverständlich ein triftiger Grund! Wobei ich auch da gegen pauschale Kastrationen bin. Wenn es rein um das unfruchtbar-machen geht, wäre ja die Sterilisation eine Alternative. Dass es in MC gar nicht anders geht, ist mir natürlich klar. Wobei ich schon finde, dass man bei Hunden, die sehr jung ausreisen, auch darauf verzichten könnte? Ich persönlich würde wohl, wenn ich auf der Suche nach einem neuen Mitbewohner wäre, dann eher nach einem Hund suchen, der erst im Erwachsenenalter kastriert worden ist.

Das sehe ich genau wie Anja, da werden die Statistiken einfach auch falsch interpretiert und als Tierschutzverein macht man sich dann auch angreifbar, wenn man die Frühkastration als Schutz vor Mammatumoren anführt.
Als Biologin finde ich die Ausführungen von Dr. Udo Gansloßer absolut überzeugend und ich denke, wenn man um diese wissenschaftlichen Erkenntnisse weiß, muss man einfach zugeben, dass man aufgrund des übergeordneten Gedankens (kein Nachwuchs) den Nachteil einzelner Individuen in Kauf nimmt.
Ich selber stehe der Frühkastration auch kritisch gegenüber, kann aber verstehen, dass die Wertung angesichts des Elends in Rumänien und anderswo diesbezüglich zu anderen Entscheidungen führen kann.
Trotzdem sollten diese Erkenntnisse zumindest im Bewusstsein und bekannt sein, da sie bei der Erziehung frühkastrierter Hunde eine große Rolle spielen.

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Sorry, mein Text ist hier zwischen den von Anja geraten- Unfähigkeit am Computer! Ich hoffe Ihr Leser seht, dass ich mich dazwischen geschummelt habe und Anja verzeiht mir die Dreistigkeit!

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Re: Stellungnahme Frühkastration

Postby Anja & Dori & Miro » Fri 27. Mar 2015, 13:11

Frauke wrote:Sorry, mein Text ist hier zwischen den von Anja geraten- Unfähigkeit am Computer! Ich hoffe Ihr Leser seht, dass ich mich dazwischen geschummelt habe und Anja verzeiht mir die Dreistigkeit!

LG Frauke


Hab´s doch einen Post drüber schon korrigiert :wink: . Ist echt doof, dass man hier seine Beiträge nicht selbst ändern kann.
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Re: Stellungnahme Frühkastration

Postby Frauke » Fri 27. Mar 2015, 13:30

Anja & Dori & Miro wrote:
Frauke wrote:Sorry, mein Text ist hier zwischen den von Anja geraten- Unfähigkeit am Computer! Ich hoffe Ihr Leser seht, dass ich mich dazwischen geschummelt habe und Anja verzeiht mir die Dreistigkeit!

LG Frauke


Hab´s doch einen Post drüber schon korrigiert :wink: . Ist echt doof, dass man hier seine Beiträge nicht selbst ändern kann.

Hab`s nicht gesehen, da ich mit meiner "Korrektur" beschäftigt war.

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Re: Stellungnahme Frühkastration

Postby Frauke » Fri 27. Mar 2015, 15:33

Anja & Dori & Miro wrote:
TinaT wrote:Aber ich glaube Simone wollte damit eh keine Diskussion lostreten :P


Ich finde es trotzdem ein wichtiges Thema und wollte es selbst schon lange mal ansprechen. Bin aber ja noch recht neu hier und wollte mich nicht gleich unbeliebt machen :oops: ... Ich schätze die Arbeit von Bruno Pet sehr und Bruno Pet steht immer auf dem 1. Platz der von mir empfohlenen Tierschutzorganisationen. Die Kastration von sehr jungen Hunden, die kurz vor der Ausreise stehen, ist das einzige, wo ich absolut nicht hinter stehen kann. Dass Hunde, die länger im Tierheim bleiben, kastriert werden müssen, eben leider auch schon sehr früh, das verstehe ich vollkommen!

Das Argument, ein unkastriert vermittelter Hund könnte Nachwuchs zeugen oder bekommen, ist aus Tierschutzsicht verständlich, aber im Alltag sind das wohl eher die Ausnahmen.

Seit es die Möglichkeit gibt, Rüden mittels Chip für ein paar Monate "auf Probe" zu kastrieren, hatte ich schon mehrere Fälle, bei denen es verhaltenstechnisch eine Verschlechterung gab (besonders bei ängstlichen Hunden) und wo dann z.B. von einer Kastration abgesehen wurde - zum Wohle des Hundes. Natürlich gibt es auch Hunde, denen es nach einer Kastration besser geht. Wichtig ist mir immer, die Entscheidung bei jedem Hund individuell zu treffen, sich vorher sehr gut zu informieren und Chancen und Risiken gegeneinander abzuwägen.


Ich habe gerade diese Post noch einmal in Ruhe gelesen und mir geht es ganz genauso. Auch ich bin von der Brunopet-Arbeit absolut begeistert und überzeugt. Ich habe allerdings mit der Frühkastration auch ein Problem.
Auslöser mich überhaupt mit Kastration zu beschäftigen und diese in Frage zu stellen, war unser Pflegehund Henry. Er war ursprünglich bei einer anderen Tierschutzorganisation in der Vermittlung. Nachdem sich ein Zuhause in Deutschland für ihn fand, wurde er für die Ausreise vorbereitet und kastriert. Angesichts seiner schwierigen Vorgeschichte hat er definitiv schon Defizite gehabt, aber nach der Kastration zeigte er zunehmend aggressives Verhalten (nicht nur an der Leine).
Bei Udo Gansloßer/Strodtbeck findet man gut verständliche Erklärungen bezüglich des Cortisol-Stresssystems und da wirkt das Testosteron eben als Gegenspieler des Stresshormons Cortisol.
Hat man nun einen Hund, der wenig kennt und in diesen Situationen viel Cortisol ausschüttet, dann ist unter Umständen das fehlende Testosteron für eine Angstaggression sozusagen das Zünglein an der Waage. Wir erleben hier jeden Tag wieder, wie die kleinsten Umweltreize den Henry völlig aus der Fassung bringen können und das hat in der Form erst nach der Kastration begonnen. Die Organisation hat ihn danach nicht mehr vermitteln wollen und wir haben ihn schließlich persönlich in Polen abgeholt. Wir sind sicher, dass Henry noch alles nach und nach lernen wird, aber es ist unendlich mühsam für ihn und uns und mit ein wenig Mut (Testosteron) hätte er es da leichter).

Ich gebe Anja recht, in den Ursprungsländern der geretteten Hunde und den Tierheimen lässt sich vieles ohne Kastration nicht machen, aber Abschaffung der Frühkastration wäre auch für mich eine Herzensangelegenheit.
Ich habe nur Hunde aus dem Tierschutz, aber auch ich würde keinen Frühkastrierten auswählen.

Allerdings bin ich auch sicher, dass es dann immer wieder mal hier Nachwuchs gäbe, das muss ich der Ehrlichkeit halber zugeben, entweder Unfälle oder weil der eigene Hund so toll ist, dass man noch einen "Ableger" möchte. Da gibt es immer wieder Unbelehrbare.
Letzten Endes ist es ein Kompromiss und jeder muss sich da entscheiden.
Angesichts der vielfältigen Folgen einer Frühkastration, die für mich einfach aus biologischer Sicht erkennbar und nachvollziehbar sind, bin ich persönlich gegen Frühkastration, habe aber das Elend vor Ort auch nicht täglich vor Augen, somit ist sicherlich meine Bewertung eine andere.
Ich freue mich trotzdem, dass diese Diskussion aufgekommen ist und somit beide Seiten (Pro-und Kontra-Kastration)
ihre Position noch einmal überdenken können.
Vielleicht gibt es dann ja doch einmal die Möglichkeit, diese spezielle Vorgehensweise zu überdenken.
Was Hundeverhalten angeht ist das erwähnte Buch ein echter Augenöffner!

LG ganz besonders an die, die nicht mit mir einer Meinung sind, denn im Endeffekt wollen wir das Gleiche erreichen, eine
Hilfe für die Hilflosen. Selbst wenn man nicht in allen Punkten einer Meinung ist, so ist doch das angestrebte Ziel das gleiche.

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Re: Stellungnahme Frühkastration

Postby Moni » Fri 27. Mar 2015, 16:44

Frauke, das sind genau die Punkte, die ich meinte, als ich sagte,es sei ein schwieriges Thema. Einerseits ist Frühkastration "blöd", aber wenn eben die Hunde so eng zusammen leben, soll es ja nicht zu Nachwuchs kommen. Wo Linjo herkam, waren die Hunde soweit ich weiß höchstens zu zweit in `nem Zwinger, da konnte man abwägen. Also für MC ist es sicher die beste Lösung. Zumal man sich nicht darauf verlassen könnte, daß die neuen Halter später die Kastration nachholen würden. Interessant fand ich auch, daß Du ansprachst, daß der Henry erst nach der Kastration Aggressionen entwickelte. Ich hab mich immer gewundert, warum Linjo plötzlich anfing, auf bestimmte Menschen zu reagieren und besonders im Dunkeln. Habe das immer auf seine mögliche Vergangenheit geschoben, da ich vermute, daß er mal `nen heftigen Schlag ins Gesicht bekam, wegen seines krummen Kiefers. Aber, es wäre ja auch möglich, daß es mit der Kastration zu tun hat, zumal er ja eben ein z.T. ängstlicher,unsicherer Hund ist. Mann, das ist echt ein schwieriges Thema....
Liebe Grüße
Moni mit Linjo
und den Patenhunden Iya, Berny und Firmina

In den Augen meines Hundes liegt mein ganzes Glück, all mein Inneres, Krankes, Wundes heilt in seinem Blick. (Friederike Kempner)
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Re: Stellungnahme Frühkastration

Postby johannnaaa » Fri 27. Mar 2015, 16:59

Ich denke bei solchen Diskussionen sollte man niemals ein Buch als Ausgangsgrundlage sehen - besonders zum Thema Frühkastration gibt es wenig deutschsprachige wissenschaftlich korrekte Literatur - auch das die Kastration gegen das deutsche Tierschutzgesetz verstößt ist so völlig alleine stehend nicht korrekt (wobei dieser §, in keinter Weise im Zusammenhang mit der Kastration eingeführt wurde, sondern in Hinblick auf andere Amputation, er aber oft von Kastrationsgegnern als Argument angeführt wird)

Wir haben nun schon über 30 Junghunde hier gehabt, die alle Frühkastriert waren und ich sehe keinerlei Probleme darin, es sind ganz normale Hunde - auch die Finne(nicht von BrunoPet) von meiner Mutter, sie war ein absoluter Angsthund, hat die ersten Monate nur unter der Eckbank verbracht - hat sich nach ihrer Kastration völlig normal entwickelt, sie ist mittlerweile eine ganz normale fröhliche Hündin
Hermina - auch frühkastriert - kam hier an als mega ängstliche Hündin, sie liest sie nicht anfassen, war immerauf der Flucht, fand sehr schnell ein tolles Zuhause bei Menschen die nur Hermina wollten - nach 2 Monaten war sie eine lebenslustige, freche Junghündin


Meine Kaya die erst mit ca. 3 Jahren kastriert wurde hat hingegen enorme Probleme - Aggressionen - die Kastration hatte in keinsterweise positive noch negative Auswirkungen auf sie

Ich habe auch bei der Vermittlung eigentlich nur positive Töne bezüglich der Kastration gehört und meine Pflegies waren alles ausschließlich frühkastrierte Hunde - ich bin sehr für die Kastration vor der Vermittlung, man liest soviel - Deckanzeigen von Hunden aus Tötungsstationen usw. Für mich gehört die Kastration zum Tierschutz dazu...
Wobei diese Grundsatzdiskussion auch daher rührt, dass Hunde bei uns in der Gesellschaft einen hohen Stellenwert haben - bei Katzen gehört eine frühe Kastration auch bei uns zum guten Ton - warum? Weil es bei uns mit ungewollten Katzen Probleme gibt, Kater markieren, Katzen rollig werden - Rolligkeit ist Stress für die Katze - daher wird sie kastriert(auch Wohnungskatzen), Läufigkeit- so sind viele der Meinung ist nur Stress für den Menschen

Ich bin absolut für die Kastration - auch bei den jungen Hunden, ich möchte nicht wissen wie viele Beißereien es gäbe ohne Kastration in den Zwingern der Teeniehunden - man darf das niemals mit einem einzelnen Hund verwechseln der gemütlich neben einem auf dem Sofa liegt und den man den ganzen Tag im Auge hat - wobei ich auch diesen kastrieren lassen würde
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Re: Stellungnahme Frühkastration

Postby Dorothee » Fri 27. Mar 2015, 18:32

Wobei diese Grundsatzdiskussion auch daher rührt, dass Hunde bei uns in der Gesellschaft einen hohen Stellenwert haben - bei Katzen gehört eine frühe Kastration auch bei uns zum guten Ton - warum? Weil es bei uns mit ungewollten Katzen Probleme gibt, Kater markieren, Katzen rollig werden - Rolligkeit ist Stress für die Katze - daher wird sie kastriert(auch Wohnungskatzen), Läufigkeit- so sind viele der Meinung ist nur Stress für den Menschen

Ich bin absolut für die Kastration - auch bei den jungen Hunden, ich möchte nicht wissen wie viele Beißereien es gäbe ohne Kastration in den Zwingern der Teeniehunden - man darf das niemals mit einem einzelnen Hund verwechseln der gemütlich neben einem auf dem Sofa liegt und den man den ganzen Tag im Auge hat - wobei ich auch diesen kastrieren lassen würde


Ja Johanna, diese Meinung teile ich auch.
Auch bei Kleintieren wie Kaninchen, Meerschweinchen, Frettchen etc. ist die Kastration im Tierschutz ein MUSS.
Ein seriöser Tierschutzverein gibt diese und auch Katzen nur kastriert raus oder kontrolliert die Kastrationsverpflichtung, wenn die Katzen beispielsweise noch zu jung bei der Abgabe sind. Freigänger haben unkastriert übrigens auch ein sehr viel höheres Infektionsrisiko.
Wenn jemand seinen Hund, den er als Welpen bekommen hat, nicht kastrieren will, dann akzeptiere ich das. Da wird sich jemand Gedanken darüber machen über das wie und warum. Aber im Tierschutz sollte soweit wie möglich nur kastriert vermittelt werden.
LG
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Re: Stellungnahme Frühkastration

Postby Zwiebel » Fri 27. Mar 2015, 19:53

Finde die Ausführungen von "Johanna" sehr gut! Ich habe mich auch schon gefragt, auf Grund von was für Studien die ganzen "alles wird schlimm"-Prognosen entstanden sind und es stimmt, bei Katzen ist das gar kein Thema, natürlich werden die so schnell es geht kastriert.
Vielleicht kann bei einzelnen Hunde mal ein Symtom auftreten, aber ich wäre da mal positiv eingestellt und (ich werde beim nächsten Tranport mal wieder so eine Frühkastrierte bekommen...) freue mich einfach, daß der Hund da ist, soweit gesund und hoffentlich ein fröhliches Leben bekommt. Es würde mich nicht stören (im Gegenteil, ich habe noch einen unkastrierten Rüden und würde ihn gerne kastrieren -habe aber einen Mann...) !
Und das das Leben einen guten Start hier in D bekommt, dafür kann man ja mit ein paar "Pülverchen", Liebe und Erziehung sorgen...
Also macht Euch keinen Kopf, sondern freut Euch an und mit den Hunden!
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Re: Stellungnahme Frühkastration

Postby Anke Süper » Fri 27. Mar 2015, 20:08

johannnaaa wrote: auch das die Kastration gegen das deutsche Tierschutzgesetz verstößt ist so völlig alleine stehend nicht korrekt (wobei dieser §, in keinter Weise im Zusammenhang mit der Kastration eingeführt wurde, sondern in Hinblick auf andere Amputation, er aber oft von Kastrationsgegnern als Argument angeführt wird)

Hallo Johanna, der § bezieht sich auf Amputationen jeglicher Art, auf Ohren, Ruten, Wolfskrallen und AUCH auf innere Organe. Du hast Recht, wenn Du meinst, dass er nicht ALLE Kastrationen verbietet, denn er nennt an anderer Stelle Ausnahmen. Das sprach ich ja bereits an. Ich finde das Tierschutzgesetz da kaum interpretierbar.

johannnaaa wrote: hat sich nach ihrer Kastration völlig normal entwickelt, sie ist mittlerweile eine ganz normale fröhliche Hündin
Leider kann man ja nicht vergleichen, wie sich ein Hund ohne die Kastration entwickelt hätte. Außerdem muss es natürlich nicht bei jedem Hund so deutliche Folgen haben. Aber eine Seltenheit ist es wirklich nicht. Das bekomme ich in meiner Praxis regelmäßig vor Augen geführt. Und auch anhand der Beiträge hier lese ich heraus, dass es sooo selten nicht ist.

johannnaaa wrote: man liest soviel - Deckanzeigen von Hunden aus Tötungsstationen usw. Für mich gehört die Kastration zum Tierschutz dazu...
Aber warum dann nicht wenigstens über Sterilisation nachdenken? Damit dürften sich die Hunde normal entwickeln und hätten auch verhaltenstechnisch alle nötigen Hormone.

johannnaaa wrote:Wobei diese Grundsatzdiskussion auch daher rührt, dass Hunde bei uns in der Gesellschaft einen hohen Stellenwert haben - bei Katzen gehört eine frühe Kastration auch bei uns zum guten Ton - warum?

Meine Katzen haben für mich keinen geringeren Stellenwert als meine Hunde. :oops: Aber sie haben jederzeitigen Freigang und damit kann ich eine ungewollte Vermehrung nicht mehr verhindern. Das sind ja die benannten Ausnahmen "unkontrollierte Vermehrung".

Allerdings würde ich heute auch hier die Sterilisation vorziehen. Damals war ich noch nicht so weit und man muss auch erstmal einen Tierarzt finden, der das kann - Gott sei Dank habe ich mittlerweile gleich zwei in unmittelbarer Nähe.

johannnaaa wrote:man darf das niemals mit einem einzelnen Hund verwechseln der gemütlich neben einem auf dem Sofa liegt

Bei mir liegen 5 Hunde dauerhaft neben mir auf dem Sofa, zwei sterilisierte Hündinnen (eben wegen der Verhütung) und 3 Rüden, die mehr oder weniger alle "Interesse" haben. Merlin unkastriert, Johnny weiß scheinbar nicht, dass er kastriert ist und Frodo musste ich leider im hohen Alter aus gesundheitlichen Gründen noch kastrieren lassen, bis dahin war er aber hier im Rudel ebenfalls unkastriert. Natürlich bedarf es ein bisschen mehr Management. Aber es ist ja auch keiner gezwungen, mit 5 Hunden zu leben. :P Ich finde das ganz hervorragend und weiß wovon ich rede. Ich habe gerade die Läufigkeit meiner beiden Damen hinter mir.

Ich finde es jedenfalls toll, dass auch solche kritischen Themen hier nicht totgeschwiegen werden. Eine Diskussion kann ja nur bereichern.
Anke Süper
 

Re: Stellungnahme Frühkastration

Postby Britty » Fri 27. Mar 2015, 20:25

Gansloßer ist nicht der einzige Kritiker:

Die Kastration beim Hund - Ein Paradigmenwechsel
http://www.tierarzt-rueckert.de/blog/details.php?Kunde=1489&Modul=3&ID=18951

Ich hatte eine kastrierte TS-Hündin, die noch hellwach im Kopf wg Knochenkrebses eingeschläfert werden musste und einen kastrierten inkontinenten Rüden. Beide ohne medizinische Indikation kastriert. Ob sie diese Probleme ohne Kastration bekommen hätten, weiß ich natürlich nicht, aber es sind die klassischen "Nebenwirkungen".

Jetzt habe ich eine 5-jährige sehr umweltunsichere TS-Hündin und ich bin froh, dass sie nicht kastriert ist. - Und wenn´s nur meiner eigener Hoffnung dient. Sie hat sich nämlich in 5 Monaten noch nicht wirklich, vor allem nicht nachhaltig, entwickelt. Ich habe in dieser Zeit nur das Management gelernt.

Da hier auch mindestens eine Biologin mitliest, stelle ich mal einen Gedanken in den Raum: wann sind Frauen Osteoporose-gefährdet? Nach den Wechseljahren. Wenn das zu kurz gedacht ist, korrigiert es bitte. :?
Liebe Grüße
Silvia
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Re: Stellungnahme Frühkastration

Postby Anke Süper » Fri 27. Mar 2015, 20:47

Britty wrote:Gansloßer ist nicht der einzige Kritiker:...

Ja, es gibt noch mehr Quellen. Leider sammle ich das nicht sonderlich akribisch.

Aber hier auf die Schnelle mal ein paar screenshots:

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Hat sich nicht auch Bloch entsprechend positioniert? Ich will jetzt nix falsches sagen....

Mein Frodo ist übrigens sehr unmittelbar nach der Kastration inkontinent geworden. Vorher hat er nicht mal getröpfelt, jetzt läuft er ohne Medikation nachts total aus. Ganz toll, da er im Bett schläft. :oops:

Britty wrote:Da hier auch mindestens eine Biologin mitliest, stelle ich mal einen Gedanken in den Raum: wann sind Frauen Osteoporose-gefährdet? Nach den Wechseljahren. Wenn das zu kurz gedacht ist, korrigiert es bitte. :?

Meines Wissens ist der Zusammenhang zwischen fehlenden weiblichen Geschlechtshormonen und Osteoporose mittlerweile unstrittig. Aber auch das sag ich jetzt mal ohne die Möglichkeit einer Quellenangabe.
Anke Süper
 

Re: Stellungnahme Frühkastration

Postby Frauke » Fri 27. Mar 2015, 21:43

Britty wrote:Gansloßer ist nicht der einzige Kritiker:

Die Kastration beim Hund - Ein Paradigmenwechsel
http://www.tierarzt-rueckert.de/blog/details.php?Kunde=1489&Modul=3&ID=18951

Ich hatte eine kastrierte TS-Hündin, die noch hellwach im Kopf wg Knochenkrebses eingeschläfert werden musste und einen kastrierten inkontinenten Rüden. Beide ohne medizinische Indikation kastriert. Ob sie diese Probleme ohne Kastration bekommen hätten, weiß ich natürlich nicht, aber es sind die klassischen "Nebenwirkungen".

Jetzt habe ich eine 5-jährige sehr umweltunsichere TS-Hündin und ich bin froh, dass sie nicht kastriert ist. - Und wenn´s nur meiner eigener Hoffnung dient. Sie hat sich nämlich in 5 Monaten noch nicht wirklich, vor allem nicht nachhaltig, entwickelt. Ich habe in dieser Zeit nur das Management gelernt.

Da hier auch mindestens eine Biologin mitliest, stelle ich mal einen Gedanken in den Raum: wann sind Frauen Osteoporose-gefährdet? Nach den Wechseljahren. Wenn das zu kurz gedacht ist, korrigiert es bitte. :?


Nee, ist nicht zu kurz gedacht, sondern ist auch eine der "Nebenwirkungen".

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